Einige Anleger in Wohnbauanleihen haben in den vergangenen Wochen nicht schlecht gestaunt. Der Wert ihrer Anleihen, die sie als kursstabil wähnten, ist um bis zu zehn Prozent abgestürzt. Konkret war es eine Neuemission der Bawag Wohnbaubank, die Anlegern Kopfzerbrechen bereitete.

Am 12. Jänner hat die Wohnbaubank der Bawag eine Wohnbauanleihe auf den Markt gebracht. Die Eckdaten waren wenig außergewöhnlich: 3,625 Prozent Verzinsung, ein Kurs von 100,7. Doch nur drei Tage später fiel der Kurs der Anleihe auf unter 94, weitere Tage später auf 91,51. Insgesamt hat die Anleihe in nur wenigen Tagen 9,6 Prozent verloren. Die Verzinsung, die sich gegenläufig zum Kurs bewegt, ist auf 4,2 Prozent gestiegen.

Mit dieser massiven Kursschwankung wird eine Trendwende eingeläutet. Denn die Wohnbauanleihen werden ab nun höhere Renditen abwerfen. "Die Kreditmargen sind in den letzten Monaten gestiegen. Geld ist damit teurer geworden. Das müssen wir dem Kunden weitergeben," erklärt Reno Kroboth, Bereichsleiter für Retail & Funding bei der Bawag die Kursbewegung. Da die Anleihe nur wenige Tage vor der Kurskorrektur emittiert wurde, reagierte die Bawag auf Beschwerden von Kunden, die die Anleihe zu dem teuren Anfangskurs gezeichnet haben und erstattet ihnen die Differenz.

Höhere Risikoaufschläge

Die höheren Kreditmargen sind ein Symptom der aktuellen Finanzkrise. Besonders Banken müssen sich derzeit teurer refinanzieren, da viele Investoren höhere Zinsen verlangen. Wohnbauanleihen sind grundsätzlich Bankanleihen und bewegen sich daher mit den Papieren der Geldinstitute. Bestehende Anleihen verlieren daher an Wert und neue Anleihen haben eine höhere Verzinsung. Auf dem Wohnbauanleihenmarkt war diese Entwicklung bislang noch nicht zu spüren. Damit dürfte jetzt aber Schluss sein.

Auch andere Banken dürften bei den höheren Zinsen nachziehen. Vonseiten der s-Wohnbaubank heißt es, dass vielleicht bereits ab nächster Woche höhere Renditen auf die Wohnbauanleihen gezahlt werden. Alexander Schaffer, Geschäftsführer von der s-Wohnbaubank: "Wir konkurrieren mit Bankanleihen. Daher müssen auch wir mit den Liquiditätsaufschlägen mitgehen."

Doch während die Renditen und Kurse von Wohnbauanleihen derzeit stark verändert werden, ist das Fundament der Anleihen das gleiche. Die Attraktivität der Wohnbauanleihen liegt vor allem in der Steuerbefreiung, denn auf die Coupons - die Zinszahlungen - ist keine Kapitalertragsteuer (Kest) fällig. Das bedeutet, dass etwa ein Coupon von 3,5 Prozent einer Wohnbauanleihe einem Coupon von 4,67 Prozent bei einer normal besteuerten Anleihe entspricht.

Für Anleger nicht so günstig ist besonders die Frage der Haltedauer. Wohnbauanleihen haben lange Laufzeiten von 15 Jahren. Ein Sekundärmarkt, auf dem die Anleihen gehandelt werden, gibt es nur beschränkt. Die Banken treten als Market-Maker auf, bestimmen also den Preis, zu dem sie die gehandelten Anleihen zurücknehmen. "Wir empfehlen unseren Kunden, die Anleihen über die gesamte Laufzeit zu halten, denn die Kursgestaltung ist nicht günstig für die Anleger," so Schaffer.

Doch über eines dürfen sich zukünftige Anleger, neben höheren Renditen, ebenfalls freuen: Transparenz. Denn ab 2009 gilt für Wohnbauanleihen eine Prospektpflicht. Die Wohnbaubanken müssen daher vollständige Prospekte für ihre Produkte erstellen, was Anlegern das Verständnis für die Produkte erleichtern sollte.

Hohe Zinsen auf beiden Seiten

Dass die Verzinsung für Wohnbauanleihen in den nächsten Monaten steigen wird, wird von kaum einer Seite bestritten. Doch die Folgen dürften sich noch auf den heimischen Immobilienmarkt auswirken. Denn die höheren Renditen für Anleger im Jahr 2009 bedeuten im Umkehrschluss auch teurere Wohnkredite für Hausbauer. "Der Druck geht auch auf der Kreditseite nach oben," bestätigt Schaffer von der s-Wohnbaubank. Auch für Kroboth von der Bawag zeigt die Entwicklung nach oben, besonders große Bauprojekte würden teurer werden. Der private Wohnbau sei noch nicht von den höheren Kosten betroffen. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Printausgabe, 13.2.2009)