Wien - Der Vorstand der Bank Medici hat am Freitag seinem Aufsichtsrat eine Art Business Plan präsentiert - er besteht in erster Linie darin, mit Interessenten für die Bank Verkaufsgespräche zu führen. Es gebe vor allem ausländische Industrielle, die sich eine Übernahme respektive eine Beteiligung überlegen; diese Zukunftsperspektive werde man auch der Bankenaufsicht mitteilen, hieß es.

Weiterführung nicht realistisch

Laut Aussendung der Bank "sind potenzielle Investoren an einige Mitglieder des Aufsichtsrates herangetreten, die Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet haben. Daher wurde in der Sitzung beschlossen, sich in den kommenden Wochen verstärkt auf diese Option zu fokussieren". Hintergrund: Die Idee von Mehrheitsaktionärin Sonja Kohn, die Bank weiterzuführen, hat wenig Chance auf Realisierung.

Interessiert zeigten sich die Kontrollore auch für die Frage, ob Kohn von der zum Teil Bernard Madoff gehörenden US-Brokergesellschaft Cohmad Zahlungen bezogen habe (DER STANDARD berichtete; in den USA wurden Aufzeichnungen über umgerechnet 406.000 Euro gefunden). Kohn habe verneint, sie habe nichts bekommen.

Antwort an Böhmdorfer

Entworfen wurde auch ein Antwortbrief an Rechtsanwalt Dieter Böhmdorfer. Er hat Vorstand und Aufsichtsrat namens "Klienten ..., die nach Beratung der Bank Medici ... in Herald, Thema und Primeo Fund" investiert hätten, geschrieben und argumentiert, Kohn habe in der Bank "die faktische alleinige Entscheidungsgewalt gehabt" und bei den Kunden fälschlicherweise "den Eindruck erweckt, dass sie die Wahl zwischen mehreren Fonds mit eigenen Anlagestrategien" gehabt hätten. Kohn habe als Privatperson Fees bezogen, "die ausschließlich und allein der Bank Medici AG zukommen hätten müssen". Böhmdorfer stellt Haftungen der Organe der Bank in den Raum.

Die Antwort an ihn war am Freitag noch in Arbeit; die Anwälte der Bank sehen die Vorwürfe "gelassen". (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.2.2009)