Die Wohnung zu klein, das Zimmer zu voll, die Möbel zu alt? Das schreit nach einem Tapetenwechsel. Doch allein schon bei der Vorstellung der damit verbundenen Arbeit schrecken viele davor zurück. Sie wissen nicht, wo anfangen, wen kontaktieren und wie viel Budget zur Seite legen. Bei manchen scheitert es außerdem daran, dass sie kein ausreichendes räumliches Vorstellungsvermögen besitzen, um sich in eine neue Wohnsituation innerhalb der eigenen vier Wände hineinzudenken.

Unterschiedlichste Einkommensschichten

Die Lösung für dieses Problem nennt sich Wohncoaching. "Im angloamerikanischen Raum ist es gang und gäbe, dass Menschen einen Innenarchitekten konsultieren, der ihnen bei der Gestaltung ihrer Wohnung oder ihres Hauses unter den Arm greift", sagt Renate Längauer, "bei uns wird das allerdings immer mit noch einer gewissen gestalterischen Schwäche in Verbindung gebracht." Vor nunmehr acht Jahren hat sie sich auf die Beratung in Sachen Wohnfragen spezialisiert. "Der Unterschied zu den kostenlosen Beratungen im Möbelhaus ist, dass ich völlig unabhängig arbeite und die Kunden dadurch nicht zum Kauf bestimmter Produkte verleite."

Die Klientel, die ein Wohncoaching in Anspruch nimmt, stamme aus den unterschiedlichsten Einkommensschichten – vom Studenten, der sich für 400 Euro die Bude auf den Kopf stellen lässt, bis hin zur älteren Dame, die in einem Meer von Antiquitäten ertrinkt und sich einen neuen Freiraum verschaffen will. "Das Problem ist, dass viele Leute heute gar nicht mehr wissen, was ihnen guttut und wie sie wohnen möchten", erklärt Längauer, "die Kataloge sind voll von Tipps, und jeder scheint es besser zu wissen, was der Konsument will und was nicht."

Situationen und Geschmäcker ändern sich

Unterstützung bieten auch Renate Hintenberger-Schäffner und Andrea Haider. Unter dem Firmennamen Scala leiten die beiden ausgebildeten Supervisorinnen ein Beratungsbüro im Raum Krems. "Die meisten Leute, die zu uns kommen, fühlen sich in ihren Wohnungen und Häusern nicht mehr wohl. Manchmal ändert sich der Geschmack, manchmal aber auch die familiäre oder berufliche Situation."

Neben der Einrichtungsplanung hat sich Scala vor allem der Kraft der Farbe verschrieben. "Farbe ist ein sehr günstiges und einfaches Mittel, um den Wohnbereich atmosphärisch zu verändern." Um unabhängiger agieren zu können, haben sich Hintenberger-Schäffner und Haider eigene Glanzputztechniken aus dem nordafrikanischen Raum angeeignet und greifen, sofern gewünscht, selbst zu Spachtel und Pinsel.

Einzelstunde oder Wohnprofil

Auch Ingrid Vlasak von der Salzburger Wohnsinn Wohnberatung setzt auf die günstige Karte. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Wohnberatung nicht teuer sein darf. Was nützt mir ein gutes Coaching, wenn ich mir dann keine Möbel mehr leisten kann?" Für 50 Euro pro Stunde bietet sie Unterstützung bei der Einrichtungsplanung. "Oft reichen schon ein paar Stunden und ein paar farbige Skizzen, um den Leuten eine Idee davon zu vermitteln, was in der Wohnung alles möglich ist."

Nicht selten, weiß Renate Längauer zu berichten, sei die Ratlosigkeit und Hilfebedürftigkeit der Kunden jedoch weitaus größer. "Manche Dinge lassen sich in ein paar Stunden eben nicht erledigen." Vor allem wenn es um die Suche nach der passenden Immobilie oder um die Zusammenlegung von Haushalten innerhalb einer Partnerschaft geht, hilft eine so genannte Wohnprofilanalyse.

"Ein Wohnprofil sagt nichts über den optimalen Einrichtungsstil oder über die konkreten Möbeln, die zu einem passen würden", so Längauer, "sondern befasst sich als Erstes einmal mit den Wünschen und Bedürfnissen jedes einzelnen." Am Ende erhalten die Kunden zumeist ein 60- oder 70-seitiges Konvolut, eine Art "individuellen Leitfaden zum Wohnen", wie die Expertin es ausdrückt. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.2.2009)