Eingang zum einstigen Schlachthof St. Marx: Der ORF soll einziehen, das Media Quarter entwickelt Ex-Notenbank-Chef Wala mit.

Foto: Standard/Christian Fischer

Die ORF-Übersiedlung nach St. Marx tangierte auch Ex-Notenbankchef Adolf Wala. Er ist an Errichtungsgesellschaft und Immobilien beteiligt - aber nicht als Treuhänder des Kasachen Rakhat Aliew, beteuert Wala.

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Wien - Sollte der ORF tatsächlich vom Hietzinger Küniglberg ins geplante Wiener Media-Quarter in St. Marx im drittenBezirk übersiedeln (und derzeit sieht es ganz danach aus), so würde das wahrscheinlich auch einen ehemaligen hohen Notenbanker freuen. Und zwar den 71-jährigen Adolf Wala, der ab 1988 Generaldirektor und später Präsident (Aufsichtsratsvorsitzender) der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) gewesen ist.

Seit kurzem ist Wala, mit Ex-Gouverneur Klaus Liebscher, imVorstand der sogenannten Banken-ÖIAG, der Finanzmarktbeteiligungs AG des Bundes, Fimbag.

Wala ist Geschäftsführer der VBM Beteiligungsmanagement GmbH, von der er auch einDrittel der Anteile hält. Dieser 2007 gegründeten VBM wiederum gehören 60 Prozent der Media Quarter Marx Errichtungs- und Verwaltungsgesellschaft m. b. H., die das Medienzentrum auf dem riesigen, ehemaligen Schlachthausareal neben der Südosttangente sozusagen auf Schiene bringen und später verwalten soll. Der Rest der VBM gehört dem Zentrum für Technologie und Innovations GmbH (ZIT), das wiederum dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds gehört.

Verbindung zu Aliew

Mit der Gemeinde Wien gemeinsam ist Wala über die Gesellschaft auch an den St. Marxer Immobilien beteiligt - seine Expertise für Liegenschaften hat er jedenfalls bereits in der Notenbank begründet, wo er auch für die hauseigene IG Immobilien (in dieser OeNB-Tochter ist die Pensionsreserve der Notenbanker zumTeil angelegt) zuständig war.

Gerüchte aus Bankenkreisen besagen, dass Wala in St. Marx auch als Treuhänder eines Mannes fungiere, der derzeit wieder für Schlagzeilen in Österreich sorgt: des kasachischen Oligarchen Rakhat Aliew. Wala dementiert, "das stimmt nicht".

Aliew war, als er noch Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew war, kasachischer Botschafter inWien. Ihm wird in seiner Heimat Entführung und Ermordung zweier Manager der Nurbank, an der Aliew beteiligt war, vorgeworfen. Auslieferungsersuchen der Kasachen hat die österreichische Justiz abgelehnt, mit der Begründung, Aliew bekäme daheim kein faires Verfahren. Nun läuft in Wien ein Ermittlungsverfahren, das derzeit aber ruht, weil es einen neuen Auslieferungsantrag gibt.

Wala galt bis vor kurzem als Berater Aliews und hatte mit Aliew nahestehenden Wiener Gesellschaften zu tun. Etwa mit der A. V. Maximus Holding (Wala war im Aufsichtsrat) oder deren Asta Beteiligungsgesellschaft, an der Wala 90 Prozent gehalten hat. Wala dazu:"Aliew wollte, dass ich seine Bank prüfe, aber all das ist nicht zumTragen gekommen."

Derzeit ist das Media Quarter St. Marx (MQM) noch spärlich besiedelt, sieben Studios gibt es, in einem werden die "Willkommen Österreich" -ORF-Shows von Ster- undGrissemann aufgezeichnet.
Von einer Ansiedlung des ORF inSt. Marx würde übrigens auch der Raiffeisen-Sektor profitieren, schließlich gehört der sogenannte "Raiffeisen-Grund" mit einer Fläche von fast 17.000 Quadratmetern der Raiffeisen-eigenen Invest Vermögensverwaltungs GmbH. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.02.2009)