Microsoft möchte auch in Österreich sein Engagement im Mobilfunk-Bereich ausweiten. Hierzulande arbeite das US-Unternehmen nicht nur beim Handy-Betriebssystem "Windows Mobile" mit den heimischen Telekommunikations-Anbietern zusammen. "Wir suchen auch Kooperationen im Infrastrukturbereich", sagte die neue Chefin von Microsoft Österreich, Petra Jenner. Bei der Mobiltelefonie sei vor allem die sogenannte "letzte Meile" interessant. Dieses Stück Leitung vom Endkunden zum Provider wolle der Software-Riese nutzen, um seine Services gemeinsam mit einem Partner an den Mann und die Frau zu bringen.

"Das ein oder andere Angebot"

"Wir sprechen auch von Marketing-Kooperationen", so die gebürtige Deutsche im Gespräch mit der APA. Konkrete Gespräche seien schon im Gange. Bis zum Sommer erwartet Jenner "das ein oder andere Angebot".

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona hat Microsoft kürzlich das Webportal "My Phone" für Windows-Handys vorgestellt. Mit dem Dienst können sich unter anderem Adressdaten gesichert, bearbeitet und auf andere Geräte übertragen werden. Der Dienst soll im zweiten Halbjahr 2009 vorerst kostenlos verfügbar sein. Bei der Messe kündigte der Konzernchef Steve Ballmer auch das neue Betriebssystem Windows Mobile 6.5 offiziell an und präsentierte den "Windows Marketplace" mit Anwendungen für Windows-Handys.

Windows Mobile 6.5 und Windows 7

Wann Windows Mobile 6.5 nach Österreich kommt, konnte Jenner nicht sagen. Die Markteinführung beginne wahrscheinlich in den USA, ebenso wie bei den Microsoft-Geschäften, deren Eröffnung vor rund einer Woche angekündigt wurde. Das neue Computer-Betriebssystem Windows 7, Nachfolger des wenig erfolgreichen Windows Vista, soll hierzulande Ende 2009, Anfang 2010 erhältlich sein. Die Ausbildungsphase für die Vertriebspartner (Microsoft verkauft seine Produkte in Österreich zu 95 Prozent über Externe) sei schon im Gange.

Im Gegensatz zur Konzernmutter, die angesichts der Wirtschaftskrise weltweit bis zu 5.000 Jobs streicht und von Oktober bis Dezember einen Gewinneinbruch von 11 Prozent hinnehmen musste, sei Microsoft Österreich "relativ gut aufgestellt". Die Auftragslage sei bis dato gut. "Ich denke schon, dass wir jetzt die Planung erreichen können", so Jenners Prognose für das erste Halbjahr 2009. In der zweiten Jahreshälfte müsse mit einer Verlangsamung gerechnet werden. Das Wachstum des österreichischen IT- und Kommunikationsmarktes werde von einem zwei- auf einen einstelligen Prozentsatz zurückgehen.

Keine Kündigungen

Bei Microsoft Österreich, wo rund 340 Personen beschäftigt sind, seien derzeit keine Kündigungen geplant, versicherte Jenner. "Von der Kostenseite haben wir schon alles Nötige getan, um für mögliche Einbrüche zumindest am Anfang gut gerüstet zu sein", meinte die Managerin. Einsparungen habe es etwa bei den Reisekosten, Marketingmaßnahmen oder Events gegeben.

Ein wichtiges Mittel gegen die Konjunkturflaute sind für Jenner Schulungsmaßnahmen für die Vertriebspartner. Microsoft habe viele Partner, die ihr Geschäft hauptsächlich im Hardware-Bereich machen und nun dabei seien, sich neu auszurichten. Mit diesen wolle Microsoft nun stärker in Kontakt treten.

Der österreichische Markt sei ein klein- und mittelständischer, und KMU seien momentan "eher von der Krise geschüttelt". Microsoft habe ein Portal aufgebaut, mit dem Geschäftspartner und Kunden sehen, was sie noch aus ihren bestehenden IT-Lösungen rausholen können. Unternehmen, die (bei ihrer IT) sparen müssen, empfiehlt Jenner, den Fokus auf ihre gesamten IT-Ausgaben zu richten. Der Anteil der reinen Hard- und Software mache nur rund ein Fünftel der IT-Gesamtkosten aus, der Rest entfalle auf Wartung und Co. Die "edelste Aufgabe der Software" sei es, bei der Reduktion der nachgelagerten Kosten zu helfen. Einen Wechsel der heimischen KMU, also der Hauptzielgruppe, von teuren Microsoft-Produkten zu kostenlosen Open-Source-Lösungen fürchtet Jenner nicht. "In Österreich sehe ich da jetzt überhaupt keine Tendenz."

Rechtliche Schritte

Dass Microsoft im Browser-Markt weiter an Boden verliert, sieht die Microsoft-Chefin nicht nur negativ. Die Verschiebungen seien ein gutes Indiz dafür, dass der Markt funktioniere. Im Dezember ist der Anteil des Internet Explorers wie berichtet auf 68 Prozent gefallen, im Vorjahresmonat waren es noch rund 76 Prozent. Mitte Jänner hat die EU-Kommission rechtliche Schritte gegen den US-Giganten eingeleitet und erneut mit einem hohen Strafgeld gedroht. Microsoft soll den Internet Explorer unzulässigerweise mit dem PC-Betriebssystem verbunden haben. Der Konzern prüfe derzeit die Sichtweise der Kommission. Jenner ist "zuversichtlich, dass wir gegen keine europäischen Marktgesetze verstoßen haben". Der Anwender könne sich aussuchen, welchen Browser er verwendet. Auf der technischen Ebene sei der Internet Explorer Teil des Betriebssystems, weil man versuche, denselben Code nicht mehrmals unterzubringen, um kein Code-Ungetüm zu fabrizieren ("shared code"). (APA)