4.150 Passivhaus-Objekte mit einer Nutzfläche von rund 2,3 Millionen Quadratmeter standen per Ende 2008 in der Alpenrepublik. Bundesweit hatte das Passivhaus im Vorjahr einen Anteil am Neubau von rund sechs Prozent. In Vorarlberg waren es schon 22 Prozent, und in Wien werden 2009 bereits 24 Prozent aller Neubauwohnungen in Passivhausstandard errichtet. Grund genug für den "Passivhaus-Erfinder" Wolfgang Feist, der mittlerweile an der TU Innsbruck lehrt, die neue Passivhaus-Sanierungsförderung der Bundeshauptstadt in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und IG-Passivhaus-Geschäftsführer Günter lang ordentlich zu loben.
Was die Wiener Stadtregierung hier leiste, sei ganz hervorragend, so Feist, und beileibe keine Selbstverständlichkeit. Allerdings, so der "Vater des Passivhauses" nicht ganz frei von Humor: "Die Erfahrungen mit den realisierten Bauten sind so gut - insbesondere was die Lebensqualität betrifft -, dass einem das ja schon gar niemand mehr glaubt. Sie finden im Passivhaus beispielsweise keinen Schimmel."
Wien als Vorreiter
Dass sich das Passivhaus im Neubau etabliert hat (Feist: "Passivhäuser sind so, wie wir Bauphysiker eigentlich immer schon bauen wollten. Die Baupraxis ist uns aber lange nicht gefolgt"), stehe außer Frage. In der Altbausanierung steht der Passivhaus-Standard dagegen noch am Anfang, aber es gebe auch hier österreichweit bereits 50 Pionierprojekte vorzuweisen, so Lang.
Die IG Passivhaus hat in einer ersten Analyse die neuen Sanierungsförderungen der Bundesländer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigen höchst unterschiedlich effektive Förderregime (siehe Grafik). Als Landesprimus gilt Wien, knapp gefolgt von Vorarlberg.
"Sowohl in Wien als auch im Ländle hat man ein sehr sinnvolles Stufensystem für die umfassende Sanierung entwickelt, bei dem die Höhe der Förderung stark davon abhängig gemacht wird, wie qualitativ die Sanierung ausfällt", erläuterte Lang. So ergibt sich in Wien am Beispiel eines 130m² großen Einfamilienhauses etwa ein effektiver Förderwert der Förderung von bis zu 33.000 Euro bei einer Topsanierung, wenn der Passivhaus-Standard von 10 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr erreicht wird. "Dass entspricht dem zwölffachen Förderwert gegenüber der Mindestanforderung. Ein absolut positiver Lenkungseffekt hin zu Gebäuden mit geringem Energiebedarf, der sich sehen lassen kann", freut sich Lang.
Ludwig nahm in der gemeinsamen Pressekonferenz auf der "Bauen & Energie"-Messe das Lob von Feist und Lang dankbar an und verwies darauf, dass in Wien derzeit 16 Passivhausprojekte mit rund 1.800 Wohnungen im Entstehen sind. Zu den Gesamtbaukosten von 223 Millionen Euro schießt die Stadt 83 Millionen an Förderungen zu - "ein wichtiger Beitrag zum engagierten Klimaschutzprogramm der Stadt Wien".
"Dann sind auch die Mieter weg"
Sanierung sei "der wesentlichste Markt, in dem wir handeln müssen", zeigte sich auch Feist überzeugt. Die Verwendung von Steuermitteln dafür sei aus zwei Gründen sinnvoll: Erstens werde die Konjunktur angekurbelt - Studien zufolge verbleiben 80 Prozent der Wertschöpfung bei einer Altbausanierung in der regionalen Wirtschaft -, zweitens werde die Umwelt geschont. Und, wie sich Feist nochmals auf die jetzt sehr guten Förderungen der Stadt Wien hinzuweisen beeilte: "Wer heute bei diesen Konditionen nicht saniert, ist selbst schuld. Der hat dann später nicht nur den höheren Energieverbrauch, sondern auch noch den Schimmel an der Wand. Und dann sind auch noch die Mieter weg." (map, derStandard.at, 23.2.2009)