Tina (Laurel Holloman, re.) und Bette (Jennifer Beals, li.) suchen zu Beginn der Serie einen Samenspender.

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Lesbisches Leben ohne Probleme: Andrea Braidt sieht "The L-Word".

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Fantastisch aussehende, gutverdienende Frauen, die viel Zeit auf die Probleme ihrer Liebesbeziehungen verwenden: Neu für den Serienmarkt war bei The L-Word nur, dass sie diese Liebesbeziehungen mit Frauen führen. Genau das ist auch gleich der erste Pluspunkt für die Lesbenserie, sagt die Wiener Filmwissenschafterin Andrea Braidt, ein Fan der ersten Stunde. "Das Lesbisch-Sein an sich wird hier nicht problematisiert, sondern es wird eine Welt gezeigt, in der das ganz selbstverständlich ist."

Eine utopische Darstellung, "die in allen Serien üblich ist", sagt Braidt. Die Protagonistinnen ("Sie haben die Zeit von Studentinnen und die Gehälter von Top-Managerinnen.") besuchen seit 2004 angesagte Partys in Los Angeles, verlieben und trennen sich, haben aber kein Problem mit ihrer Identität. Dabei lassen sie sich durchaus mit den Damen aus Sex and the City vergleichen, bloß dass Mr. Big hier eine Frau ist. "Diese Idealfunktion macht auch die Lust des Zusehens aus."

Auch "Werbesendung für lesbisches Leben"

Eine Lust, die Showtime in den USA, wo derzeit die sechste und letzte Staffel läuft, gute Quoten brachte, während ProSieben The L-Word nach der zweiten Staffel absetzte und der ORF sie erst gar nicht sendete. Die Serie, die Braidt auch als "Werbesendung für lesbisches Leben" sieht, entspreche nicht den Qualitätsansprüchen des Senders.

Braidt: "Ich kann mir vorstellen, dass die Zielgruppe als zu marginal eingeschätzt wurde. Und die Synchronisation war leider nicht gut." Die Serie lebe großteils vom "Wortwitz" und dem Umgang mit politischer (In-) Correctness. Braidt, deren Forschungsgebiete an der Uni Wien feministische Filmtheorie und Queer-Film umfassen, schätzt die Serie, die Transgenderissues, Themen wie Brustkrebs und den Kinderwunsch eines lesbischen Paars unkompliziert auf den Fernsehbildschirm bringt, auch wegen der "tollen Besetzung" mit Jennifer Beals oder Pam Grear. (Isabella Hager, DER STANDARD; Printausgabe, 24.2.2009)