Irvine/Wien - Zu all den vielen, kleinen und großen Unterschieden zwischen Mann und Frau kommt offenbar noch ein weiterer dazu. Bei der Wahrnehmung von Kunst und Fotografie, sagt der Wissenschafter Francisco J. Ayala vom Department für Ökologie und Evolutionsbiologie der University of California, werden jeweils andere Gehirnregionen aktiviert. Gemeinsam mit Wissenschaftern aus den USA und Spanien hat er nun die Forschungsergebnisse in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins "PNAS" publiziert.

Ayala und sein Team konnten Zusammenhänge mit bekannten Unterschieden in der Raumwahrnehmung feststellen. Bei Frauen seien Nervenzellen in beiden Gehirnhälften aktiv, wenn sie beurteilen, ob ein Bild schön ist - aber auch, wenn sie Dimension von Räumen erkennen. Beim Mann waren es bei gleichen Aufgabenstellungen nur die Nervenzellen der rechten Gehirnhälfte,

Insgesamt wurden zehn männlichen und zehn weiblichen Studienteilnehmern Gemälde wie "Paisaje de Capri" von Francisco Pradilla y Ortiz, aber auch schlichte Stadtszenen gezeigt. Sie mussten die Objekte als "schön" oder "nicht schön" bezeichnen.

Die Testpersonen wurden verkabelt, damit die Wissenschafter die Ströme in den Neuronen messen und direkt in einem Computerprogramm abbilden konnten.

Sowohl Männer als auch Frauen hatten die stärksten Aktivitäten in den Parietallappen des Gehirns (einer für Raumwahrnehmung zuständigen Gehirnregion), und zwar in einem Zeitraum von 300 bis 900 Millisekunden, nachdem das Bild gezeigt wurde. Die Verzögerung lässt vermuten, dass die Nervenzellen erst durch die Aufforderung, ein Urteil zu sprechen, angeregt werden, nicht allein durch das Zeigen des Bildes. (pi/DER STANDARD, Printausgabe, 24. 2. 2009)