Ein Auftritt am Capital Market Day am 29. Jänner, bei dem Investoren und Analysten über aktuelle Lage und Pläne der Telekom Austria AG (TA) informiert wurden, macht dem Vorstand und Finanzchef der Festnetz-Sparte ziemlich zu schaffen. Die Fakten: Die TA hat im Festnetz zu viele Beschäftigte, kann die (unkündbaren) Beamten nicht abbauen und hat einen Sozialplan erstellt, der Golden Handshakes auch zum Abbau unterausgelasteter Beamten vorsieht.

Golden Handshakes

Eben diese Frage interessierte einen Investor bei der Veranstaltung in der TA-Zentrale in Wien-Leopoldstadt, wie auf der Videoplattform YouTube zu sehen ist: Auf die sinngemäße Frage, ob es "nicht klügere Wege" gebe als die Telekom-Beamten daheim herumsitzen zu lassen, und ob sich nicht andere "Incentives" zur Annahme der Golden Handshakes böten, ergriff Vorstandsdirektor Gernot Schieszler das Wort, um das Problem aus seiner Sicht sehr anschaulich zu erläutern.

"Unser Aufgabe ist es, ein Telekom-Unternehmen wertsteigernd zu führen, und nicht, in Gärten alter Damen zu graben", führte Schieszler ins Thema ein. Daher habe man entschieden, Mitarbeiter "aus dem Programm heraus zu nehmen". Sollte es nicht möglich sein, die Mitarbeiter umzuschulen oder in andere Unternehmensbereiche zu verleasen, begänne man, "sie daheim sitzen zu lassen", dieser Prozess dauere rund vier Monate. In den ersten vier bis sechs Wochen könnten sich die Leute, "offen gesagt noch wohl fühlen", wie auch Erfahrungen in anderen Unternehmen weltweit zeigten.

 

Das weitere Procedere beschrieb Schieszler so: Im Februar werde die TA beginnen, die Mitarbeiter anzurufen und sie "für ein paar Tage" zur Arbeit rufen, "und wenn sie dann am Telefon erklären, dass sie krank sind, werden wir ihnen den Arzt schicken. Und wenn der feststellt, dass sie nicht krank sind, dann werden wir Klagen gegen diese Mitarbeiter folgen lassen". Und dann würden schon "ein paar die Golden Handshakes annehmen".

Bei der Belegschaft kam das denkbar schlecht an, sie sah darin "Mobbing". Jedenfalls gingen die Wogen hoch, auch in der jüngsten Aufsichtsratssitzung.


"Ein Missverständnis"

Vorigen Donnerstag hat sich Schieszler dann zum Thema "missverständlicher Videobeitrag auf YouTube", diesmal per Intranet-Botschaft, an die Belegschaft gewendet. Er habe "bedauerlicherweise Aussagen in dieser Veranstaltung unglücklich und missverständlich gewählt".

Die Angebote aus dem Sozialplan "können ausschließlich freiwillig angenommen werden", es gebe Beratung, Jobcoaches "und eine arbeitsmedizinische Überprüfung ..., die unser Vorgehen auditieren wird". Nach dem Hinweis auf seine Verdienste rund um "Personalabbau so sozial wie möglich", distanziert sich der TA-Manager "ganz klar von diesem Videobeitrag, der keinesfalls meine Meinung zur Personalsituation in unserem Unternehmen wiedergibt." (Renate Graber, DER STANDARD Printausgabe, 24. Februar 2009)