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Foto: AP/Eddy Risch

Wien - Ein besonders robustes Unkraut macht den pollengeplagten Österreichern zunehmend das Leben schwer: das beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), auch Ragweed genannt. "Die Pflanze stellt mit ihren extrem aggressiven und in großen Mengen produzierten Pollen ein Problem dar", erklärte Siegfried Jäger, Leiter des Pollenwarndienstes im APA-Gespräch. Bereits sehr kleine Mengen des Allergens reichen aus, um Beschwerden zu verursachen. Aktuelle Auswertungen zeigen, dass sich das Unkraut in Österreich sehr rasch ausbreitet.

Ausbreitung über Autoreifen

"Noch vor ein paar Jahren war die Pflanze ausschließlich im Osten Österreichs zu finden", meinte Jäger. Doch nun breitet sich der Bestand rasant Richtung Westen aus. "Das bereitet mir Sorgen", so der Biologe. Besonders schnell geht die Ragweed-Ausdehnung entlang der Hauptverkehrsrouten vonstatten. Der Allergiespezialist kennt den Grund: "Die Samen gehen im Reifenprofil mit auf Reisen." So wurde zum Beispiel im Kärntner Abschnitt der Südautobahn zwischen Villach und dem Karawankentunnel eine hohe bis mittlere Allergiebelastung gemessen.

Auch auf dem Luftweg ist das Traubenkraut unterwegs. So trägt der Wind aus ganz Europa Milliarden Pollen nach Österreich. "Sie können bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen", so Jäger. Somit sind auch Regionen, wo gar kein Ragweed wächst, vor dem Quälgeist nicht sicher. Sogar am Polarkreis wurde der Blütenstaub bereits nachgewiesen - vermutlich kam dieser aus der Ukraine.

Heuschnupfensaison um zwei Monate länger

Mittlerweile reagiert mehr als ein Drittel aller Allergiker in Österreich auch auf Ragweed - Tendenz steigend. "Heuschnupfen mit roten juckenden Augen, Niesreiz und einer verstopfte Nase", zählte der Spezialist die Symptome auf. Die Pflanze kann zudem bei Kontakt neben Asthma auch Hautreaktionen auslösen. Besonders unangenehm ist für die Betroffenen der späte Höhepunkt der Blütezeit zwischen Ende August und Anfang September. Dadurch wird die Heuschnupfensaison um zwei Monate ausgedehnt. Auch der Klimawandel hat bei der Verlängerung seine Finger im Spiel.

"Je länger die Wärmeperiode dauert, desto besser gefällt es dieser Pflanze", erklärte Jäger. Denn dadurch keimt sie früher und blüht länger. Wegen des milden Herbstes im Vorjahr hat der Biologe keine guten Nachrichten für alle Pollenallergiker: "Ich erwarte eine sehr heftige Ragweed-Saison." Eine genaue Prognose sei aber erst Mitte Mai möglich, da die Blütezeit und -intensität von den Witterungsbedingungen abhängig ist.

Milliarden von Pollen aus einer Pflanze

Ragweed wurde Mitte des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeschleppt. Die Pflanze kann nicht überwintern. Sie sichert ihren Fortbestand durch eine immense Samenproduktion von bis zu 60.000 Stück pro Kraut. "Diese bleiben angeblich Jahrzehnte lang im Boden keimfähig", erklärte Jäger. Ende Mai beginnt Ragweed zu keimen, die Blüte erfolgt von Mitte August bis Oktober. Dabei setzt sie Milliarden Pollen frei.

Der Korbblütler besiedelt gerne Brachflächen, Schuttplätze, Straßenränder, Gärten, Großbaustellen und landwirtschaftlichen Gebieten. Die besten Vernichtungsmethoden: Mähen oder Pflanze mit der Wurzel herausziehen, in Plastik verpacken und im Hausmüll entsorgen. Internationale Ragweed-"Hotspots" sind Ungarn und das Rhonetal in Frankreich. In den USA ist Ragweed laut Jäger das Pollenallergen Nummer Eins. (APA)