München  - Der Technologiekonzern Siemens nähert sich dem Wiedereinstieg in den Atomkraftwerksbau mit dem russischen Staatskonzern Rosatom. Es sei möglich, dass es auf dem Weg zu einer Partnerschaft bereits im März zu einem Zwischenschritt komme, hieß es am Mittwoch in Konzernkreisen. Der Chef der Siemens-Energietechnik, Wolfgang Dehen, sagte dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe), sein Haus wolle verstärkt in die nukleare Technik von Atommeilern zurück.

"Klar ist, dass wir uns nicht nur im konventionellen Teil engagieren wollen. Wir beabsichtigen, unser Engagement in Schritten auch in den nuklearen Kreislauf hinein auszuweiten", sagte er. Die Gespräche zwischen Siemens und dem russischen Staatskonzern kämen gut voran. Ein Unternehmenssprecher erklärte, die endgültige Form der Zusammenarbeit stehe noch nicht fest. Konzernchef Peter Löscher hatte für April konkretere Ergebnisse angekündigt.

Zusammenarbeit mit Russen

Siemens war unter der Führung von Heinrich von Pierer 2001 praktisch aus der Kernenergietechnik ausgestiegen und hatte den darauf spezialisierten Bereich der Tochter Kraftwerk Union in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der französischen Areva eingebracht. Bereits Pierers Nachfolger Klaus Kleinfeld hatte die Entscheidung offen kritisiert. Löscher will sich von den verbliebenen 34 Prozent an dem Joint Venture Areva NP trennen und offenbar zusammen mit den Russen neu anfangen. Siemens erhofft sich vor dem Hintergrund der Klimadebatte eine Wiederbelebung des globalen Atomkraftwerksbaus. "Die Kernenergie steht weltweit vor einer Renaissance, nicht nur in Russland", sagte Dehen. Rosatom und Siemens arbeiten bereits seit der Wende bei Energieprojekten in Osteuropa zusammen.

Die Kooperation zwischen Areva und Siemens war zuletzt von Misserfolgen beim gemeinsamen Bau des finnischen Atomreaktors Olkiluoto überschattet. Immer neue Verzögerungen führten bei Siemens zu Abschreibungen von mehreren hundert Millionen Euro. Das Riesenprojekt gilt für die Münchener inzwischen als unrentabel. Finnen, Franzosen und Deutsche schieben sich gegenseitig die Schuld für die Verspätungen zu. Areva NP ist in Olkiluoto für den nuklearen Bereich zuständig, Siemens für den konventionellen. Nach dem letzten Stand soll der Meiler nun 2012 fertig werden. (APA/Reuters)