Ein Elektriker, dem Strom suspekt ist, und sein Lehrling, der kleine "Prophet".

Foto: Arte

Der mauretanische Fischerort Nouadidhou liegt auf einer Halbinsel an der Atlantikküste. Hierher kommen Flüchtlinge aus ganz Afrika, die hoffen, über Spanien nach Europa kommen zu können, ein Traum, der für die wenigsten in Erfüllung geht. Der 1961 in Kiffa in Mauretanien geborene Regisseur Abderrahme Sissako stellt in seinem mit Arte produzierten Film poetische Überlegungen zu einer Reise ins Glück an. Für einen jungen Mann, der in Nouadidhou vorübergehend als Fischer zu überleben versucht, wird diese wieder zurück in seinen Heimatort führen.

Sissako, der in den Achtzigerjahren Film und Regie in Moskau studierte und mit seiner Abschlussarbeit aus dem Jahr 1989, dem Kurzfilm Le Jeu, in Cannes ausgezeichnet wurde, drehte die Reise ins Glück 2002 mit Laiendarstellern in Nordwestafrika. Kern des langsam erzählten Films, der Bildeinstellungen beispielloser Schönheit zeigt, ist die Geschichte des jungen Maliers Abdallah, der sein Heimatdorf verlässt, um in Nouadidhou seine Mutter zu treffen und nach Europa zu fliehen. Während er im heruntergekommenen Zimmer seiner Mutter von der anderen Seite des Ozeans träumt, lernt er Auswanderer verschiedenster Herkunft und Absicht kennen: einen alten Mann, der als Elektriker lange Stromkabel mit Glühbirnen verlegt; den kleinen Khatra, einen Propheten, der Abdallah Sprachunterricht erteilt; und Nana, die sich an Soldaten verkaufen muss und in die er sich verliebt.

In seiner Filmarbeit thematisiert Sissako immer wieder die Frage nach Identität und Zugehörigkeit, als Inspiration dienen ihm Texte des Schriftstellers und Politikers Aimé Césaire, der den Begriff der "Négritude" prägte. Reise ins Glück ist eine hochliterarische Dokumentation des Nirgendwo, in dem sich die Flüchtlinge aufhalten - ein räumliches wie zeitliches Nirgendwo, in dem Zustandsbeschreibungen nicht gültig sind. (Isabella Hager, DER STANDARD; Printausgabe, 26.2.2009)