Rom - Die Pläne der Regierung Berlusconi, nach mehr als zwei Jahrzehnten mit französischer Hilfe erstmals wieder neue Atomkraftwerke in Italien zu bauen, haben heftigen Protest ausgelöst. Umweltschützer und die Grünen warnen vor den gravierenden Folgen einer Rückkehr Italiens zur Atomenergie. Die Kosten der Atomkraftwerke seien enorm und es gebe auch bei den Strukturen der jüngsten Generation keine Garantie auf absolute Sicherheit.

Italien will in den nächsten Jahren vier Atomkraftwerke errichten. Der Beginn des ersten AKW sei vor 2020 geplant, hieß es bei einem Treffen zwischen Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, bei dem ein bilaterales Atomenergie-Abkommen unterzeichnet wurde.

"Berlusconi hat den Franzosen ein Geschenk gemacht, die sich mit dem Bau neuer Atomkraftwerke bereichern wollen", kritisierte Giuseppe Unufrio, Leiter von Greenpeace Italia. Luciano Maiani, Präsident des Forschungsinstituts CNR, meinte, dass das Problem der Atommüllentsorgung immer noch nicht gelöst sei. "Den Atommüll Tausende von Jahren sicher an einem Platz lagern zu können, ist reine Utopie", meinte Maiani.

In der Mitte-rechts-Allianz wird das Abkommen zwischen Italien und Frankreich zum Bau der neuen Atomkraftwerken mit Enthusiasmus begrüßt. Industrieminister Claudio Scajola erklärte, dass die neue Generation der Kernkraftwerke wesentlich sicherer sei als die früheren Atommeiler. Angesichts stark schwankender Ölpreise und des zum Jahresbeginn wieder aufgeflammten Energiekonflikts zwischen Russland und der Ukraine erlebe die Atomkraft in Europa eine Renaissance. So habe die schwedische Regierung den Neubau von Kernkraftwerken angekündigt, obwohl die Bevölkerung vor über 20 Jahren dagegen gestimmt hatte. Großbritannien treibe ebenfalls den Bau neuer Atommeiler voran.

Finanzierung unklar

Noch unklar ist inzwischen an welchen Standorten die neuen Kernkraftwerke entstehen sollen. Gerüchten zufolge ist in der engeren Wahl offenbar Montalto di Castro an der Grenze Latiums zur Toskana. Unklar ist außerdem, aus welchen Mitteln der Neubau von Kernreaktoren finanziert werden soll.

Das Abkommen zwischen Italien und Frankreich betrifft neben dem Neubau von Atomkraftwerken auch die Bereiche Forschung und Umgang mit atomaren Abfällen. (APA)