Halo Wars ist für Xbox 360 im Handel erschienen.

 

Screenshots aus dem Spiel:

Screenshot: Hersteller
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Es ist das Jahr 2531, die Menschheit - vertreten durch die United Nations Space Command (UNSC) kämpft einen erbitterten Krieg gegen die Alienrasse Covenant. Abermals schickt Microsoft die Spieler zurück ins Halo-Universum, diesmal 20 Jahre vor die Ereignisse des ersten Kapitels "Combat Evolved".

Um der Serie etwas mehr Farbe zu verleihen, beauftragte man die erfahrenen Köpfe der Ensemble Studios, um aus dem Egoshooter ein Strategiespiel exklusiv für die Xbox 360 zu formen. Das millionenschwere Vermächtnis der Gründerväter Bungies sollte von den Schöpfern der Meilensteine Age of Empires und Age of Mythology in ein maßgeschneidertes Echtzeitstrategiespiel rein für Konsolen übertragen werden.

Was dabei herauskam, darf als massentauglicher Kompromiss bezeichnet werden:

Abenteuerreise

Es genügt ein Blick, um zu erkennen, dass die Entwickler viel Arbeit in die Erschaffung einer Abenteuerreise investiert haben. Als Kommandant befehligt man zum gewohnt schön schwülstigen Halo-Männerchor im Hintergrund seine Truppen von anfänglichen Scharmützeln gegen kleinere feindliche Truppenverbände bis in die finale, schicksalshafte Auseinandersetzung mit den Schlimmsten, was die Covenants zu bieten haben. Die Szenarien verschmelzen dabei ebenso mit der farbenfrohen Welt aus Schnee, Wüste und sattem Gras, wie mit der in Zwischensequenzen pompös erzählten Geschichte. So gut es ging, hat man die Dramaturgie der computeranimierten Story-Happen in das Geschehen auf den Kriegsschauplatz einfließen lassen.

Abwechslungsreich

Mal muss eine in den Hinterhalt geratene Kompanie gerettet, eine besetzte Stadt evakuiert und dann wiederum soll eine gigantische Strahlenwaffe unschädlich gemacht werden.

In den 15 spannenden Kapiteln der Kampagne wird man den Charakteren näher gebracht, stößt auf liebevoll bis in kleinste Detail gemeißelte Fieslinge, vielleicht etwas zu kindliche quiekende Fußsoldaten, mörderische Riesen und haushohe Spinnenroboter.
Auf der eigenen Seite dürfen in Forts vom einfachen Kämpfer über Panzer bis zum fliegenden Schlachtschiff kleine Armeen zusammengestellt werden.

Stark geskriptet

Den Grundstein fast jeder Mission bildet die Truppenbildung, die Ziele werden alsbald in geskripteten Events unterbreitet. Zumeist geschieht diese Mischung aus freiem Kampfgeschehen und vorprogrammierten Ereignissen - im besten Sinne - unauffällig. Ab und an neigen die aufgesetzten Skripts indes dazu den Spielfluss zu stören.

Beispielsweise gilt es gleich zu Beginn drei Evakuierungstransporter zu verteidigen, um Zivilisten aus der Schusszone zu geleiten. Doch egal wie verbissen man jeden einzelnen der Transporter beschützt und so wenig Schaden sie auch abbekommen, der Geschichte nach fällt jedes Mal zuerst das dritte und dann das erste Shuttle.

Abseits dieser Frustmomente, gehört die Kampagne Halo Wars zu den bislang unterhaltsamsten ihrer Art.

Minimalistisch

Doch die großartigen Effekte können nur für die ersten einsamen Stunden allein vor dem Fernseher über den mangelnden spielerischen Tiefgang hinwegtäuschen. Der angesprochene Kompromiss - ein Strategiespiel für die Gegebenheiten, konkreter den Controller, einer Spielkonsole umzusetzen - kommt beim Gameplay zum Tragen.

Ensemble hat sich einige schlüssige Lösungen einfallen lassen, um die Behäbigkeit eines Gamepads im Vergleich zu einer Maus und die fehlenden Tasten, wie sie mit einer PC-Tastatur zur Verfügung stehen, zu kompensieren. Etwa lassen sich alle Einheiten per Knopfdruck auswählen, eine andere Taste ruft nur die lokalen Einheiten im Bild auf. Die Basis ist nach einem festen Bauplan ausgerichtet. So muss nur über den Zeitpunkt des Kraftwerks- oder Kasernenbaus entschieden werden, nicht aber über deren Positionierung in der Landschaft.

Seicht

Diese minimalistische Herangehensweise macht den Einstieg leicht und die Handhabung gefällig, allerdings fielen ihr zahlreiche wesentliche Funktionen zum Opfer.

Es ist nicht möglich dezidierte Gruppen bestimmten Tasten zuzuordnen, der Basisbau erlaubt keine Individualisierung und - das größte aller Übel - es gibt de facto kein Mikromanagement für Einheiten und Truppen. Auch wird die Größe der Streitkraft fest vorgeschrieben und das Maximum an Upgrades und Ausbaustufen der Kriegsmaschinerie ist, je nach Spielweise, recht bald erreicht.

So unterhält das Schwimmen im seichten Wasser insbesondere im Mehrspielermodus, als auch bei einer schnellen Partie gegen den Computer, nicht auf lange Zeit. Zu rasch stößt man an das Ende der strategischen Fahnenstange, wenn es nicht gelingt Truppen parallel zu kommandieren und wenn der Gestaltungsspielraum bei der Ausbildung der Einheiten und dem Basisbau derart eingeschränkt ist.

Fazit

In Summe ist Halo Wars ein patschenkinoreif inszeniertes Dankeschön an die Fans der Serie, die eine abwechslungsreiche, actiongeladene Kampagne ausnahmsweise einmal nicht aus der Egoperspektive zu schätzen wissen. Genre-Neulinge freuen sich über einen spektakulären, unkomplizierten Einstieg in die Materie.

Genre-Liebhaber dürften der schlichten Schönheit allerdings weniger abgewinnen. Sollte der Preis für die "Konsolen-Strategie" der fehlende spielerische Tiefgang sein, ist zumindest die Echtzeitstrategie wohl auch weiterhin besser auf dem PC aufgehoben. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 27.2.2009)