Ungeliebte Allianz: Heino Ferch vermittelt zwischen Vater (Friedrich v. Thun) und Tochter (Nina Kunzendorf).

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Sie hat es geahnt, fast schon gespürt - die Entführung ihrer Tochter trifft Liane Bergmann (Nina Kunzendorf) im Fernsehkrimi "Entführt" trotzdem mit voller, dumpfer Wucht.

Diese Urangst, den eigenen Nachwuchs nicht schützen zu können, dient auch Regisseur Matti Geschonneck (Die Nachrichten) als klassischer Motor für gekonnt inszenierte Thrillerspannung.

Dabei ist das entführte Kind nur Mittel zum Zweck, ein Faustpfand für die Drahtzieher, um Rache zu üben. Das Ziel der Verbrecher ist der von Liane gehasste Vater Albert Targensee (Friedrich von Thun), ein deutscher Pharma-Milliardär, den nun seine Vergangenheit einholt.

Um die Dimensionen des Vergeltungsakts zu illustrieren, wagte sich das ZDF an Drehorte wie New York und Tanger. Das klingt zwar in Zeiten der wiederentflammten Gebührendebatte teuer, sorgt aber doch für mehr Flair und Glamour als nur die bayrischen Landschaften rund um München.

Dort agiert Heino Ferch als Hauptkommissar Thomas Branner. Gekonnt gibt er den deutschen Fernsehpolizisten: Zermürbt durch seine gescheiterte Beziehung verurteilt ihn die Professionalität der Entführer zum Warten und Grübeln. Das kann er so gut, dass er selbst nicht mehr an die hohlen Phrasen glaubt, die er nur zum Trost der Mutter ausspricht.

Statt Hightech und Laborberichten stochert er im Privatleben der Familie Targensee, doch die verhängnisvollen Verstrickungen und Details werden nur für das Publikum ersichtlich. So lässt sich Geschonneck Zeit, führt das gut gecastete Ensemble ruhig auf den Höhepunkt im zweiten Teil zu.

Dadurch bietet Entführt zwar wenig Action-Futter für nervöse TV-Zapper, aber gediegene, unterhaltsame Krimispannung. (Georg Horvath/DER STANDARD; Printausgabe, 2.3.2009)