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Reichere fahren im Schnitt viereinhalb Mal so viel mit dem Auto wie sozial Schwächere.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Wohlhabende fahren Auto, Ärmere atmen deren Abgase ein. Die neue Studie "Soziale Aspekte von Mobilität" des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zeigt ein Ungleichgewicht auf: Das reichste Einkommensviertel in Österreich fährt viereinhalbmal so viel mit dem Auto wie das ärmste.

Wer weniger verdient, legt einen höheren Anteil der Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Rad oder zu Fuß zurück. 60 Prozent der Haushalte, die dem unteren Einkommenviertel angehören, besitzen gar kein Auto. Dagegen haben nur vier Prozent der reicheren Haushalte kein Auto. Jedoch leiden Finanzschwache um ein Vielfaches stärker an Lärm und Abgasen. "Wohlhabende können es sich leisten abseits des Straßenverkehrs im Grünen zu wohnen", sagt VCÖ-Experte Martin Blum.

Der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und der Radwege fördere die Umwelt und habe auch positive Effekte auf die Beschäftigung, sagt Blum: "Die Investition von einer Milliarde Euro in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs schafft 16.500 Jobs für ein Jahr. Wird die Summe in den Ausbau von Autobahnen gesteckt, entstehen nur 10.190 Jobs."

Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit fordert Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie, eine Nahverkehrsoffensive und ein dichteres Öffentliches Verkehrsnetz in den Regionen. Zudem sollen Geh- und Radwege verbessert werden. "Wir können dadurch Arbeitsplätze schaffen, Mobilitätsarmut bekämpfen, die Geldbörse Ärmerer entlasten und Luftverschmutzung reduzieren", sagt Schenk.

Um Mobilität zu fördern, seien der Linzer Aktivpass oder der Wiener Mobilpass "vorbildliche Schritte". Vorgesehen sind sie für Sozialhilfe-, Notstandshilfeempfänger und Mindestpensionisten. (Julia Schilly, DER STANDARD Printausgabe 4.3.2009)