Gestern hat eine von vier Lehrveranstaltungen begonnen, die Tim Skern dieses Semester abhält. Und wie jedes Semester seit 15 Jahren sind die 20 Studienplätze des Kurses seit langem ausgebucht. Der Grund für die starke Nachfrage: Der aus England gebürtige Molekularbiologe unterrichtet "Writing and Speaking Scientific English".

Ohne die Lingua franca der Wissenschaft geht heute in so gut wie allen Disziplinen nämlich rein gar nichts mehr: "Publish in proper English, or perish in broken English", so lautet eine der erweiterten Maximen des Forschungsbetriebs. In Skerns Worten: "Eine noch gute Idee oder interessante Entdeckung bringt nichts, wenn sie nicht gut kommuniziert wird."

Dass Skerns Lehrveranstaltung so stark nachgefragt wird, hängt aber nicht nur am Thema bzw. der Fremdsprache Englisch, die den Wissenschaftsbetrieb seit Jahrzehnten praktisch monopolartig dominiert. Der Forscher ist auch ein vorbildlicher Lehrer, dem es nicht zuletzt um den Schreibstil geht. Und so nimmt es auch nicht Wunder, dass unter den mehr als 1000 Studierenden, die seine Englischkurse seither besuchten, nicht wenige Native Speaker aus Großbritannien und des USA waren.

Der schlechteste Übungstext

Im Gespräch mit dem Standard lüftet er auch ein kleines Geheimnis: Der schlechteste Übungstext, der ihm in seinen Kursen je untergekommen sei und der seitdem auch regelmäßig als Verbesserungsaufgabe Verwendung findet, stammte von einem Studenten aus England. "Meist scheitert es ja gar nicht am Englisch", sagt Skern, "sondern daran, dass die jungen Leute in der Schule nicht lernen, wie man richtig schreibt und sich klar und deutlich ausdrückt."

Auf die Frage nach den häufigsten Fehlern seiner österreichischen Studenten hat er denn auch eine einfache und kurze Antwort parat: "Sie schreiben zu lange Sätze. Wer mit einem Nebensatz beginnt, hat seine Leser schon verloren."

Für all jene, die an Tim Skerns Kursen nicht teilnehmen können, hat der Molekularbiologe der Max F. Perutz Laboratories in Wien nun ein Lehrbuch verfasst, in das seine Erfahrungen aus 15 Jahren englisches Schreibtraining eingeflossen sind und das heute in Wien präsentiert wird: Writing Scientific English: A Workbook vermittelt anhand von bestens erprobten Übungen und Mustermanuskripten, wie man eigene wissenschaftliche Texte gemäß den internationalen Standards verfasst. Zielgruppe sind dabei keineswegs nur Molekularbiologen, sondern Nachwuchsforscher aller Disziplinen.

Dass es kein ganz perfektes Englisch sein muss, um Erfolg zu haben, legt auch der Untertitel "From Schwarzenegger to Shakespeare" nahe. Der kalifornische Gouverneur sei ein gutes Beispiel dafür, wie man sich auch "ohne" schaffen könne - wenn man die Botschaft entsprechend klar vermittle. Auch wenn das Ziel natürlich schon eher Shakespeare sei.

Dem Verbessern von Texten und ihre "Ökonomie" gilt Skerns Hauptaugenmerk - sowohl im Kurs wie auch im Buch: Entscheidend für die Annahme eines Manuskripts sei nicht zuletzt, dass die Inhalte in möglichst knappen Worten vermittelt werden. Und das bedeute mitunter harte Arbeit, ganz gemäß Skerns immer wieder gepredigtem Mottos: "The first draft is never the last." (Klaus Taschwer/STANDARD,Printausgabe, 04.03.2009)