Bagdad - Nach wochenlangem Tauziehen hat das irakische Parlament am Donnerstag das Staatsbudget für das laufende Jahr verabschiedet. Der seit Dezember schwelende Streit um die Nachfolge des Parlamentspräsidenten und die in den vergangenen Monaten rapide gesunkenen Weltmarktpreise für Rohöl hatten die Einigung über den Haushalt verzögert.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak folgten die Abgeordneten einem Vorschlag der schiitischen Al-Fadhila-Partei, keine Kürzungen bei den Pensionen vorzunehmen. Der Ölexport ist mit Abstand die wichtigste Einnahmequelle des Irak. 17 Prozent der staatlichen Einnahmen erhält das Kurdische Autonomiegebiet im Norden. Nach einer Volkszählung könnte der Anteil für die Kurden möglicherweise bald schon auf 20 Prozent ansteigen.

Anschlag auf Viehmarkt

Zwölf Zivilisten starben am Donnerstag durch die Explosion einer Autobombe auf einem Viehmarkt südlich von Bagdad. 60 weitere Menschen erlitten nach Informationen der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak Verletzungen. Der Anschlag ereignete sich in der Ortschaft Al-Hamsa al-Gharbi in der Provinz Babylon (Babil).

"Überall waren Blut und Fleisch", sagte ein Augenzeuge nach der Explosion. Neben den Toten seien die Leichen zahlreicher Tiere verstreut gewesen. Bei allen Toten und Verletzten handelte es sich nach Angaben der Polizei um Opfer aus der Bevölkerung. Der täglich geöffnete Markt ist nach Angaben eines Händlers an Donnerstagen und Freitagen am stärksten besucht.

Sechs Menschen, darunter zwei Polizisten, starben, als nahe der nördlichen Stadt Mossul ein Sprengsatz neben einer Polizeipatrouille detonierte. Ein Polizist und vier Zivilisten wurden verletzt. Ein Selbstmordattentäter riss in Mossul zudem einen weiteren Zivilisten mit in den Tod. In Bagdad erschossen Unbekannte einen Offizier des Innenministeriums.

Die Sicherheitskräfte töteten einen Anführer der Al-Kaida-Terrorzellen. Die Polizeidirektion der westlichen Anbar-Provinz teilte am Donnerstag mit, der Kommandant der Al-Kaida im Westirak, Hamsa Ubeid al-Luheibi, sei am Mittwochabend ums Leben gekommen. Weitere Einzelheiten nannte die Polizei nicht. Der Nachrichtensender Al-Arabiya meldete, der Terrorist sei unter dem Kampfnamen Abu al-Ansar bekanntgewesen.

Der Vorsitzende des iranischen Schlichtungsrates, Ex-Präsident Akbar Hashemi Rafsanjani, traf am Donnerstag in der Pilgerstadt Najaf südlich von Bagdad mit dem geistlichen Oberhaupt der irakischen Schiiten, Ali al-Sistani, zusammen. Der iranische Ex-Präsident zeigte sich nach dem Gespräch tief beeindruckt von der Persönlichkeit des Großajatollahs. Rafsanjanis Besuch im Irak, der am vergangenen Montag begonnen hatte, war von zahlreichen sunnitischen Politikern, die an seine Rolle während des Iran-Irak-Krieges in den 80er Jahren erinnerten, scharf kritisiert worden. Rafsanjani erklärte, er habe mit Sistani über die schiitischen Religionsschulen in Najaf und in der iranischen Stadt Qom gesprochen. Sistani, der sehr zurückgezogen lebt, habe seine Einladung in den Iran aber höflich ausgeschlagen, sagte Rafsanjani nach Angaben der Nachrichtenagentur Buratha News. (APA/dpa/AP)