Wien  - Die etwas mehr als 10.000 Privataktionäre, die noch Aktienzertifikate der Meinl Airports International (jetzt Airports International, AI) und der Meinl International Power (jetzt International Power, IP) halten, dürfen auf baldigen Geldsegen hoffen, berichtet die Tageszeitung "Die Presse" in ihrer Donnerstag-Ausgabe.

Wolfgang Vilsmeier, Sprecher jener Direktorengruppe, die die beiden früheren Meinl-Gesellschaften seit dem "Aktionärsputsch" im Vorjahr führt, sagte laut Bericht, dass derzeit bei der AI die "abschließenden Verhandlungen mit den Rechtsanwälten" stattfinden. Die involvierten Rechtsanwaltskanzleien aus Österreich, Großbritannien und Jersey hätten noch unterschiedliche Ansichten über die Art und Gestaltung der Ausschüttung.

An die Aktionäre soll der größere Teil der Cash-Bestände der beiden Unternehmen zurückgeführt werden. Es handle sich dabei um beträchtliche Summen, bei der AI mache der Cash-Bestand etwa 370 Mio. Euro aus. Einen genauen Zeithorizont wollte Vilsmeier nicht nennen. Es werde "so früh wie zulässig" geschehen.

Nach der Rückführung der Cash-Reserven sollen Interessenten für die bereits vorhandenen Projekte gefunden werden. Denn die beiden "Fonds" seien zu klein, um selbst auf vernünftige Projektgrößen zu kommen. Wenn alles klappt (Cash-Rückführung, Verkauf, Prozesse gegen die Meinl Bank), könnten Zertifikatsbesitzer am Ende sogar zumindest ohne Verlust herauskommen, sagte Vilsmeier.

Die beiden in Jersey angesiedelten Unternehmen waren 2007 zu je 10 Euro pro Zertifikat an die Wiener Börse gebracht worden, hatten ihre Ausgabekurse aber nie mehr gesehen. Zuletzt notierten die Zertifikate bei 4,75 (AI) bzw. 5,94 (IP) Euro.

Hohe Gebühren

Jeweils 600 Mio. Euro waren damals an der Börse aufgenommen worden. Einziger Profiteur war laut Bericht bisher wohl die Meinl Bank, die als Market Maker und als Eigentümer der externen Managementgesellschaften hohe Gebühren aus den beiden Unternehmen gezogen habe. Zu hohe, meinte Vilsmeier, weshalb die AI auf Rückzahlung von 32,3 Mio. Euro geklagt habe. Daneben laufen unter anderem noch Klagen der AI gegen ihre frühere Managementgesellschaft über 211 Mio. Euro und gegen die Meinl Bank (wegen 2,1 Mio. zurückgehaltener AI-Zertifikate). Die Meinl Bank hat mit Gegenklagen reagiert.

Vilsmeier vermutet, dass die Konstruktion der beiden Gesellschaften hauptsächlich darauf ausgerichtet gewesen sei, einen konstanten Geldfluss in Richtung Meinl Bank zu erzeugen. Das sei von der Meinl Bank bisher immer kategorisch bestritten worden.

Die Market-Maker-Verträge mit der Meinl Bank seien unterdessen gekündigt, ebenso der Managementvertrag der AI mit ihrer Managementgesellschaft. Weiter intakt sei der Managementvertrag der MIP mit deren der Meinl Bank und Karl-Heinz Grasser gehörenden Managementgesellschaft. Vilsmeier begründete das damit, dass die Komplexität des Unternehmens ohne Hilfe der Managementgesellschaft nur schwer durchleuchtet werden könne.

Komplizierte Struktur

Die Gesellschaft, die in vier Solarunternehmen und neun Windparks investiert hat, ist laut "Presse" tatsächlich sehr intransparent aufgebaut: Die in Jersey angesiedelte börsenotierte Gesellschaft werde von einer ebenfalls in Jersey beheimateten Managementgesellschaft "gemanagt", die operativen Beteiligungen hängen aber an zwei zypriotischen Zwischenholdings. Vilsmeier sagte, er habe Grasser sehr eindringlich aufgefordert, Licht in diesen "Filz" mit zahlreichen wechselseitigen Geldflüssen zu bringen, dieser habe Kooperationsbereitschaft signalisiert.

Für die Beteiligungen der beiden früheren Meinl-Unternehmen (beispielsweise für ein paar Flughäfen) gebe es ernsthafte Interessenten. In neue Projekte werde nicht mehr investiert, bei bestehenden Beteiligungen werde aber auf Werterhaltung bzw. Wertsteigerung geachtet. So hat die AI vor kurzem 7,3 Mio. Euro investiert, um bei einer Kapitalerhöhung der türkischen Flughafenholding TAV (hier hält die AI etwas mehr als zehn Prozent) mitzuziehen. In Polen werde in den nächsten Tagen die Entscheidung darüber fallen, ob man in die Projektphase für einen Ausbau des noch in der Meinl-Ära erworbenen Militärflughafens Sochaczew eintritt. (APA)