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Feuerwehrleute retten Material aus dem eingestürzten Kölner Stadtarchiv. 90 Prozent des Bestandes liegen unter den Trümmern begraben - darunter auch ein Großteil des Heinrich-Böll-Nachlasses.

Foto: AP Photo/Fachhochschule Koeln, Robert Fuchs

Köln - Die Einsatzkräfte an der Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs haben in der Nacht auf Sonntag, viereinhalb Tage nach dem verheerenden Unglück, einen der beiden Vermissten tot aus dem Trümmerberg geborgen. Die Suche wurde nach einem ebenfalls vermissten 24-jährigen wurde fortgesetzt.

Verkehrsbetriebe entschuldigen sich

Unterdessen entschuldigten sich die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) für das bei offenkundig U-Bahn-Bauarbeiten entstandene Unglück. KVB-Chef Jürgen Fenske sagte am Sonntag, "dass ich mich auch entschuldigen möchte für das, was passiert ist". Die Entschuldigung richte sich an die Angehörigen der Opfer, die geschädigten Anwohner und all diejenigen, "die sich nun Sorgen machen um ihre Situation". Dies sei aber ausdrücklich kein Schuldeingeständnis.

Wohnung im Dachgeschoss

Der 17-Jährige hatte im Dachgeschoss eines der beiden Häuser gewohnt, die das sechsstöckige Gebäude des Kölner Stadtarchivs mit seinen wertvollen Dokumenten am Dienstag mit in die Tiefe gerissen hatte. Seinem noch vermissten Nachbarn wurden kaum noch Überlebenschancen eingeräumt.

Polizei und Feuerwehr bekräftigten, es gebe weiter keine Hinweise, dass unter dem immer noch großen Trümmerberg in der Kölner Südstadt weitere Menschen verschüttet sein könnten. Die Feuerwehr hatte am Freitagabend mit der Suche nach den beiden jungen Männern begonnen. Zuvor hatten einsturzgefährdete Nachbargebäude und Regen die Bergungsarbeiten tagelang verzögert.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat am Mittwoch Ermittlungen aufgenommen. Das Verfahren richtet sich laut Oberstaatsanwalt Günther Feld derzeit gegen Unbekannt. Es gehe um den Vorwurf der Baugefährdung sowie der fahrlässigen Körperverletzung und nun auch der fahrlässigen Tötung. Aufschluss über die genaue Unglücksursache erhoffen sich die Ermittler von drei Gutachtern, die bereits an der Unglücksstelle tätig wurden.

Laut "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag-Ausgabe) bezieht die Staatsanwaltschaft auch angebliche Probleme bei der Grundwasser-Ableitung an der U-Bahn-Baustelle vor dem eingestürzten Stadtarchiv in ihre Ermittlungen ein. Dem Blatt zufolge sollen die KVB seit längerem von ernsten Problemen mit einem von drei Brunnen gewusst haben. Bei ihm ließ sich demnach der Wasserspiegel trotz des Einsatzes leistungsstarker Pumpen nicht senken.

Unterdessen brachten Helfer zum Schutz der verschütteten Dokumente des Stadtarchivs weitere wasserdichte Folien auf dem Schuttberg an. Zugleich setzte die Feuerwehr die Arbeit an einem 40 Meter breiten Schutzdach über der Unglücksstelle an. Die wertvollen Archiv-Materialien gelten zusätzlich durch den ausgiebigen Regen als gefährdet, der in den vergangenen Tagen über Köln niederging. (APA/AFP)