Es diskutierten: Rosemarie Miller-Weber (nicht im Bild), Gundi Wentner, Elisabeth Bleyleben-Koren, Johanna Stefan, Ingrid Streibel-Zarfel und Alexandra Föderl-Schmid.

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Wien - "Das ist mir zu hypothetisch", stellte Elisabeth Bleyleben-Koren, Generaldirektorin der Erste Bank Österreich, am Donnerstag energisch fest. Sie halte nichts von der Debatte, ob die Wirtschaftskrise "stärker, schwächer" oder einfach "anders" verliefe, wenn mehr Frauen an den Schaltstellen gesessen wären. Fakt sei: "Es waren nur wenige an der Macht - vielleicht hätten sie ähnlich entschieden."

Die Frage, ob "eine Frau ein Mann sein muss, um Karriere zu machen", bildete bei der Diskussion "Mehr Frauen-Power im Finanzsystem: Risiko oder Chance?" bald das Kernthema. Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid moderierte die Kooperationsveranstaltung mit dem Finanz-Marketing-Verband.

"Frauen müssen sich wie Männer verhalten, um voranzukommen", sagte Deloitte-Österreich-Partnerin Gundi Wentner, unterstützt von Johanna Stefan, Vorstandsmitglied der Donau Versicherung AG Vienna Insurance Group. Manchmal „müssen sie der Männerwelt entsprechen", so Stefan: kein Understatement, aktive Sorge um angemessene Bezahlung.

Die Einkommensschere in Banken- und Versicherungen spiegle den heimischen Schnitt (25 Prozent) wider, so Wentner, und tue sich ab dem Alter von 30 Jahren auf, wenn es mit den Beförderungen losgehe, wobei Männern Netzwerke zugutekommen und Frauen ein Kinderwunsch zum Nachteil gereiche.

Laut dem Wirtschaftsforum der Führungskräfte gibt es in Österreich 15 Prozent weibliche Führungskräfte. Die Wiener Arbeiterkammer stellt aktuell fest, dass bei den 200 umsatzstärksten Unternehmen der Anteil der Geschäftsführerinnen (4,8 Prozent) und Aufsichtsrätinnen (8,7 Prozent) auf niedrigem Niveau stagniert.

Frauenförderung als ein Unternehmensziel wie die Führungskräfteentwicklung wünscht sich Ingrid Streibel-Zarfl, Zentralbetriebsratsvorsitzende der Bawag PSK, womit sie die Diskussion der Frauenquote einleitete. Für Bleyleben-Koren wäre eine solche „diskriminierend", und auch Rosemarie Miller-Weber, Vorstandsmitglied der deutschen Leutkircher Bank, sagte: „Wenn ich nur eine Quotenfrau wäre, dann wäre das furchtbar." Sie vertraue dem „sanften Druck" der Gesellschaft. (mad, DER STANDARD, Print, 7.8.3.2009)