Athen - In Griechenland geht die Serie von Anschlägen autonomer Gruppen weiter. Vermummte Täter schleuderten in der Nacht auf Samstag mehrere Brandflaschen auf die Büros und den Parkplatz einer Filiale der Elektrizitätsgesellschaft DEI in der Hafenstadt Saloniki (Thessaloniki). Wie das Staatsfernsehen berichtete, brannten dabei sechs Autos völlig aus. Die Täter skandierten nach Angaben von Augenzeugen anarchistische Parolen. In Athen attackierten Vermummte mit Molotow-Cocktails eine Gruppe von Polizisten. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, um die Angreifer auseinanderzutreiben; verletzt wurde niemand.

Unbekannte hatten in den vergangenen Wochen mit Maschinenpistolen und Handgranaten unter anderen Zielen eine Polizeistation nahe Piräus sowie eine Fernsehstation angegriffen. Zu den Taten bekannten sich die Untergrundorganisationen "Revolutionärer Kampf" und "Revolutionäre Sekte". Sie kündigten eine "Stadtguerilla" an. Kleine Gruppierungen verüben derzeit fast täglich Brandanschläge auf Banken und Autos, nachdem im Dezember ein 15-Jähriger durch eine Kugel aus der Waffe eines Polizisten getötet worden war.

Linksautonome Gruppen verüben seit Jahren Brandanschläge. Sie verlangen die Freilassung Gleichgesinnter oder kommentieren auf diese Weise das politische Geschehen in der EU und im eigenen Land. Auch die US-Botschaft in Athen war mit einer Panzerfaust beschossen worden; zu dem Anschlag hatte sich der "Revolutionäre Kampf" bekannt.

Die Behörden hatten 2001 die linksextremistische Untergrundorganisation "17. November" zerschlagen, die sich nach dem Datum der blutigen Niederwerfung des Athener Studentenaufstands gegen die Militärdiktatur im November 1973 nannte. Sie hatte in einem Vierteljahrhundert 23 Menschen ermordet, darunter Diplomaten, Unternehmer, Verleger und Politiker, und Dutzende von Bombenanschlägen verübt. Prominente Anschlagsopfer waren der konservative Parlamentsabgeordnete Pavlos Bakoyannis, Schwiegersohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Konstantinos Mitsotakis und Ehemann der heutigen griechischen Außenministerin Dora Bakoyannis, der CIA-Resident in Athen, Richard Welch, und Diplomaten aus Großbritannien und der Türkei. Der "Revolutionäre Kampf" tauchte erstmals 2003 auf. Seitdem wird die Organisation für mindestens sechs Bombenanschläge verantwortlich gemacht. (APA/dpa)