Kvitfjell - Erstmals seit drei Jahren hat ein anderer Österreicher als Michael Walchhofer eine Weltcup-Abfahrt gewonnen. Klaus Kröll sicherte sich am Samstag in Kvitfjell seinen Premierenerfolg in dieser Disziplin und seinen zweiten Weltcupsieg überhaupt nach dem Super-G in Kitzbühel in diesem Jänner. Zweiter wurde Walchhofer (+0,27 Sek.), die beiden Österreicher machen damit die kleine Kristallkugel in dieser Disziplin untereinander aus, Kröll liegt 75 Zähler zurück. Der dritte Tagesrang ging an Freitagsieger Manuel Osborne-Paradis aus Kanada (0,46).

Raich trotz Ausfall spitze

Benjamin Raich blieb trotz eines Ausfalls Führender im Gesamtweltcup, punktgleich mit dem Kroaten Ivica Kostelic, der als 43. nicht unter die Top-30 kam. Der Norweger Aksel Lund Svindal (Platz 14 am Samstag) rückte bis auf acht Punkte heran, es folgen der Franzose Jean-Baptiste Grange mit 60 Rückstand und der Schweizer Didier Cuche (Platz 13) mit 74. Dass Cuche gleich zweimal (Platz 15 am Freitag) so viel einbüßen würde, damit hatte niemand gerechnet - auch nicht Raich. "Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich nach den zwei Abfahrten Weltcupführender bin", sagte der Pitztaler, der in der brenzligen Situation in der Abfahrt die Sturzgefahr meisterte und im Super-G am Sonntag auf eine gute Platzierung hofft.

Kröll am Ziel

Kröll hatte lange auf seinen ersten Abfahrtsieg gewartet und war nach dem verpatzten Rennen am Freitag (13.) auch etwas mit der Wut im Bauch gefahren. "Er ist es viel aggressiver angegangen, wie groß sein Potenzial ist, wussten wir. Er hat die guten Leistungen vom Ende der vergangenen Saison in diese mitgenommen und es heute umgesetzt", meinte Salomon-Rennchef Günther Mader hocherfreut. Für die Skimarke war es der erste Abfahrtssieg seit 26. November 2005 in Lake Louise, als Fritz Strobl gewann. Zugleich ist es der erste Erfolg für das Salomon-Doppeldeckermodell "Powerline", das exakt dem Atomic-Doppeldecker entspricht.

"Das ist unglaublich, es war mein großes Ziel, hier eine Abfahrt zu gewinnen. Gestern habe ich das Rennen vom Start weg verschlafen, heute bin ich es anders angegangen", sagte Kröll, der sich in Norwegen über die Unterstützung seiner Freundin Silvia und des Söhnchens Tim freute, die erst zum zweiten Mal in diesem Winter bei Weltcuprennen dabei waren. Sie erwischen es scheinbar aber immer richtig, waren sie doch auch in Kitzbühel beim großen Triumph im Zielraum, Klaus Kröll will sie nun auch nach Aare mitnehmen. Was den Abfahrtsweltcup betrifft, sieht der 28-Jährige den Trumpf bei Walchhofer: "Er hat es in der Hand. Ich werde mein Bestes geben."

Walchhofer, der schon am Freitag Zweiter war, mochte seinem Teamkollegen den Sieg gerne gönnen, weil dieser so lange darauf gewartet hat. "Außerdem wurde es Zeit, dass seit drei Jahren wieder mal ein andere Österreicher als ich eine Abfahrt gewinnt", sagte der Salzburger. Am 28. Jänner 2006 in Garmisch-Partenkirchen hatte Hermann Maier vor Kröll und Andreas Buder gewonnen, es war zugleich auch das letzte Mal, dass die ersten beiden Plätze in der Speed-Königsdisziplin (damals sogar die ersten drei) an den ÖSV gegangen waren.

Was den Abfahrtsweltcup betrifft, ist der Schweizer Didier Defago mit 133 Punkten Rückstand auf den Führenden nun aus dem Rennen, die Kugel geht damit definitiv an Österreich. "Der Klaus kostet mir noch Nerven", sagte Walchhofer, ist aber neugierig auf das spannende Finale in Aare. "Im Skisport kann alles passieren und Klaus ist in einer Spitzenform. Ski-Österreich kann sich freuen, denn der Weltcup ist in österreichischer Hand". Mit seinem Rennen war er zufrieden: "Ich hatte ganz guten Speed, ich habe heute mehr attackiert, das eine oder andere wäre natürlich noch bessergegangen", meinte Walchhofer, für den es der fünfte Podestplatz in dieser Saison war (ein Sieg, drei zweite und ein dritter Platz). (APA)