Eine Sex-&-Crime-Geschichte, die auf der ganzen Welt Quote macht: Auch "down under" können die Medien nicht an Susanne Klatten und Helg S. vorbeigehen.

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München - Wird Susanne Klatten, BMW-Erbin und reichste Frau Deutschlands, vor Gericht zu intimen Fragen Rede und Antwort stehen müssen? Es könnte sein. Am Montag fällt die Entscheidung, die mehr als 150 Journalisten im Gerichtssaal mitverfolgen werden: Dann beginnt in München der Prozess gegen Helg S., den mutmaßlichen Betrüger der Quandt-Erbin. Die Verhandlung gilt in deutschen Medien als Prozess des Jahres.

Wenn S. kein umfängliches Geständnis ablegt, muss Klatten aussagen. Darüber, wie sie im Sommer 2007 den charmanten Schweizer im Tiroler Lanserhof kennengelernt hat, wie er sie dazu gebracht haben soll, ihm in einer Tiefgarage sieben Millionen Euro zu überreichen, und wie er versucht haben soll, sie mit intimen, heimlich aufgezeichneten Videos um 49 Millionen Euro zu erpressen.

An diesem Punkt wurde es Klatten damals zu bunt: Sie erstattete Anzeige. Bei drei weiteren Frauen soll der 44-Jährige auf ähnliche Weise versucht haben, Geld zu ergaunern. Insgesamt sollen 9,5 Millionen Euro geflossen sein. S. wird des versuchten und des vollendeten Betrugs sowie der versuchten Erpressung bezichtigt. Die Staatsanwaltschaft bezeichnet die Fälle als "besonders schwer". Auf vollendeten Betrug stehen bis zu zehn Jahre Haft.

S. ist seit Jänner in U-Haft. Ein Mann, der immer wieder als möglicher Drahtzieher in der Causa genannt wurde, ist dagegen vor wenigen Tagen aus dem Gefängnis entlassen worden: Ernano B. Der Name des 63-Jährigen findet sich auch nicht in der Anklageschrift: Der Spiegel bezeichnete den Italiener als den "Zaubermeister" des "Verzauberers". Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, man gehe von einer Komplizenschaft der beiden aus. Über eine mögliche Anklage im Zusammenhang mit dem Fall Klatten wird in B.s Fall am 24. März entschieden. Für S. geht es am Dienstag bereits weiter, zwei weitere Verhandlungstage folgen Ende März. (Gudrun Springer aus München, DER STANDARD - Printausgabe, 9. März 2009)