Wien - Öl- und Gaspreis-Explosion haben in Österreichs Außenhandelsbilanz im Vorjahr ein ordentliches Loch gerissen. Die Importe von Erdöl und Erdölerzeugnissen sind 2008 von 7,161 auf 9,101 Milliarden Euro angestiegen (plus 27 Prozent) und jene von Gas um 41,1 Prozent von 2,108 auf 2,975 Mrd.
Insgesamt wurden 2008 Waren und Güter im Wert von 119,13 Mrd. Euro eingeführt, das sind um 4,3 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2007. Die Ausfuhren stiegen um 2,3 Prozent auf 117,33 Mrd. Euro - das Handelsbilanzdefizit betrug laut vorläufigen Zahlen der Statistik Austria also 1,8 Milliarden Euro.
Was die globale Krise für ein Exportland wie Österreich mit einer Ausfuhrquote (nur Waren) von zuletzt 43 Prozent bedeutet, lässt sich an der Entwicklung im November und Dezember 2008 ablesen: Die Exporte der Sektoren Kraftfahrzeug und Maschinenbau sind im November um fast ein Fünftel eingebrochen und im Dezember um 14,5 Prozent, während die Einfuhren um 17,3 bzw. 15,2 Prozent zurückgegangen sind. Unterm Strich gingen die Maschinen- und Fahrzeug-Exporte um 11,3 Prozent auf 11,26 Mrd. Euro zurück. Zum Vergleich: 2007 stiegen die Ausfuhren um 9,2 Prozent. Eingebrochen um 9,2 Prozent sind auch die Ausfuhren von Chips und Bauelementen.
Angesichts der ernüchternden Zahlen versprühte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl Zweckoptimismus: "2009 weht uns ein rauer Wind entgegen: Die Zeit der Spekulanten und Goldgräber ist vorbei - jetzt brauchen wir fleißige Unternehmer, die mit Qualität, Kreativität und Umsetzungsstärke die Anforderungen der Zukunft meistern" , betonte Leitl am Montag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Statistik-Austria-Generaldirektor Peter Hackl.
Auf Prognosen für 2009 ließ sich Leitl ebenso wenig ein, wie auf die Benennung von Märkten, in denen österreichische Firmen reüssieren könnten. Ziel sei es, "besser abzuschneiden als andere vergleichbare Länder" . Kommt im zweiten Halbjahr, so die weltweiten Konjunkturpakete Wirkung entfalten, "eine Trendwende", könnte Österreich "mit einem blauen Auge davonkommen" . Wenn nicht, wird auch 2010 ein schwieriges Jahr für den Außenhandel.
Helfen könnte Österreich dabei der Exportanstieg in die neuen EU-Länder. Denn auf Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn (Moel-8) entfällt mittlerweile fast ein Fünftel der Warenexporte aus Österreich. Vor dem EU-Beitritt vor 15 Jahren waren es nur 10,9 Prozent gewesen. Wirtschaftsforscher sagen diesen Ländern nun eine raschere Erholung voraus als den "alten" EU-Ländern.
Wichtigster Handelspartner war 2008 laut Statistik der EU-Binnenmarkt, allen voran Deutschland. Die traditionell negative Handelsbilanz mit Deutschland (Exporte plus 1,2 Prozent) ist laut Hackl mit 13,34 Mrd. Euro im Vorjahr besonders hoch ausgefallen und hat die Gesamtbilanz mit den EU-Staaten ins Minus gedrückt. Exporteinbrüche auch im Handel mit den "Immobilienblasen-Ländern" Großbritannien (minus 8,7 Prozent), Spanien (minus 15,5 Prozent) und USA (minus 9,8 Prozent). Bei den US-Exporten stechen Getränke negativ heraus, sie haben sich nach der Verlagerung der Abfüllung von Red Bull von Vorarlberg in die Schweiz halbiert. Die Autokrise hat den Kfz-Export von Magna in die USA um 35 Prozent auf 715,8 Mio. Euro dezimiert.(ung/DER STANDARD Printausgabe, 10. März 2009)