Wien - Österreichs Energieversorger halten den Wettbewerb weiter auf Sparflamme. Anders sei nicht zu erklären, warum sich der zuletzt gesehene starke Rückgang bei den Großhandelspreisen für Strom, aber auch der Rutsch bei den Einstandspreisen für Erdgas nicht deutlicher in den Energierechnungen für Österreichs Konsumenten niederschlage, monierte der Chef der Regulierungsbehörde E-Control, Walter Boltz, bei der Präsentation des Jahresberichts am Montag.

Mut zur Wahl

Gleichzeitig ermutigte Boltz insbesondere die Haushalte, von ihrem Recht auf freie Wahl des Energieversorgers Gebrauch zu machen und zum jeweils günstigsten Anbieter zu wechseln. Damit ließen sich in Einzelfällen "mehrere Hundert Euro sparen" ; zudem könnten höhere Wechselraten den Wettbewerb anheizen. Wer beispielsweise in Niederösterreich vom angestammten Lieferanten (EVN; Anm.) zum günstigsten Anbieter wechsle, könne bei Gas 152 Euro pro Jahr sparen und bei Strom 104 Euro - in Summe also gut 250 Euro pro Jahr.
Trotz verstärkter Inanspruchnahme des Tarifkalkulators auf der Homepage der E-Control, wo Interessierte den jeweils günstigsten Anbieter in ihrem Versorgungsgebiet finden können und vermehrten Anrufen auf der Hotline der Regulierungsbehörde ist es mit den Wechselraten in Summe noch nicht weit her. Insgesamt haben seit der vollständigen Liberalisierung des Strom- (1. Oktober 2001) und Gasmarktes (1. Oktober 2002) in Österreich neun Prozent ihren Stromlieferanten und fünf Prozent ihren Gasversorger gewechselt.

Briten Spitze beim Wechseln

In Schweden haben nach Angaben von Boltz bereits 30 Prozent der Konsumenten ihren Lieferanten gewechselt. Die höchsten Wechselraten gibt es in Großbritannien, wo jährlich rund 18 Prozent Verträge mit neuen Versorgern schließen. "Und sogar Deutschland, das wahrlich nicht als Musterland des Wettbewerbs bezeichnet werden kann, hat inzwischen weit höhere Wechselraten als Österreich" , sagte Boltz.
Die Energieversorger ihrerseits interpretieren die niedrigen Wechselraten dahingehend, dass die Verbraucher mit ihren Lieferanten zufrieden sind und keine Veranlassung sähen zu wechseln.
Ein weiteres Wettbewerbsbelebungspaket wie das auf freiwilliger Basis vor drei Jahren geschnürte hält der Regulator aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen nicht für zielführend. Nun sei "eine Wettbewerbsbelebung auf Basis gesetzlicher Maßnahmen" gefragt, sagte Boltz. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.3.2009)