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Letzte Überlebende von vielen? Die vier Galileischen Monde des Jupiter, von links nach rechts: Io, Europa, Ganymed und Kallisto.

Foto: REUTERS/JPL/NASA-Galileo-Handout

Boulder - Im römischen Polytheismus wäre Jupiter fast das Opfer von Kannibalismus geworden: Sein Vater Saturn - beunruhigt durch eine Prophezeiung, dass er von einem seiner Söhne entmachtet werden würde - verschlang seine Kinder, nur der kleine Jupiter entging diesem Schicksal durch eine List seiner Mutter. - Anders als in der Mythologie sieht es in der Astronomie aus: Hier ist der nach dem Götterkönig benannte Planet selbst der "Kannibale", wie US-Forscher berichten. Ihren Berechnungen nach ist der Gasriese nicht nur Endstation für zahlreiche kosmische Trümmerstücke, die in dessen Gravitationsfalle geraten - Jupiter soll in der Vergangenheit auch den Großteil seiner Monde verschlungen haben.

Jupiter hat nach derzeitigem Wissensstand 63 Monde, von denen viele erst in diesem Jahrtausend entdeckt wurden. Mehrheitlich handelt es sich dabei um kleine Objekte - vier Monde hingegen übertreffen alle anderen um mehrere Größenordnungen: Die vier Galileischen Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto, benannt nach dem italienischen Astronomen, der sie 1610 entdeckte. Ihre Durchmesser liegen zwischen 5.200 und 3.100 Kilometern. Und wenn es nach der Astronomin Robin Canup vom Southwest Research Institute in Boulder, Colorado, geht, hatte Jupiter in der Vergangenheit einige Trabanten dieser Größe mehr. Oder genauer gesagt: andere Monde - die heutigen seien nur die letzten einer Reihe von Generationen.

Generationenfolge

Canup und ihr Kollege William Ward gingen Simulationen der Entstehung von Planeten und Monden im Sonnensystem durch, wie der "New Scientist" berichtet. Ihnen zufolge wird unter Astronomen schon lange darüber gerätselt, warum die Gesamtmasse der Jupitermonde deutlich kleiner ist, als es die Berechnungen erwarten lassen: Denn diese weisen darauf hin, dass die einstige Gas- und Festmaterie-Scheibe um den Jupiter - also das Rohmaterial, aus dem Monde geformt werden - nicht nur die zwei Prozent der Jupitermasse betrug, die die jetzigen Monde ergeben, sondern zehn Prozent oder mehr.

Ihre Erklärung: Die ersten Monde formten sich aus der Scheibe, während diese aus dem umliegenden jungen Sonnensystem immer noch Nachschubmaterial erhielt. Durch wechselseitige Interaktion zwischen den Monden und der Scheibe selbst seien diese frühen Monde auf Spiralbahnen immer näher an den Planeten geraten und schließlich von ihm "verschluckt" worden - während sich weiter draußen bereits die nächsten Trabanten aus der Scheibe bildeten. Canup glaubt, dass es insgesamt 20 oder mehr große Monde gewesen sein könnten. Erst als der Materiezustrom in die Scheibe nachließ, kam der Prozess zum Erliegen und die heutigen Galileischen Monde blieben als letzte von fünf oder mehr Generationen bestehen. (red)