Foto: Radu Adria

Das mediterrane "Fuhrwerkerhaus" in Ottakring soll samt Gartenbrause Ende Juni den Besitzer wechseln. Fehlende Baubewilligungen aus den 50er-Jahren könnten im besten Fall schon vorher eintreffen.

Wien - So hatte sich das Radu Adria mit der Verlosung seines noblen 385-Quadratmeter-Domizils in Wien-Ottakring sicher nicht vorgestellt. "Aber nachher ist man immer gescheiter", seufzt der Chef eines Immobilienentwicklungsbüros. "Wir bieten nur Wohnungen an, in denen wir auch selbst wohnen würden", heißt es auf der Firmen-Homepage.

Heimkino und Regenbrause

Bezüglich eines Objektes, nämlich jenes Hauses, in dem Adria selbst lebt und arbeitet, kann man das wörtlich nehmen. 2008 wurde das Haus mit Heimkino, 145 Quadratmeter Innenhof mit "mediterranem Flair und Regenbrause" komplett renoviert. "Wir haben eine Million Euro reingesteckt", erzählt Radu dem STANDARD, "aber wir haben nicht mit der Finanzkrise gerechnet. Und nun sind wir nicht mehr liquid." Makler brachten aber nur Angebote unter einer Million, also ließ man sich von der Kärntner Hausverlosung inspirieren.

Doch derzeit läuft der Losverkauf (ein Los kostet 99 Euro) eher schleppend, sodass Adria schon daran zweifelt, ob er sein einstöckiges Haus zum geplanten Termin Ende Juni an einen Gewinner übergeben kann. Der Grund dafür ist, dass Baubewilligungen fehlen, und zwar laut Adria schon seit den 50er-Jahren, als das so genannte Fuhrwerkerhaus - der Begriff stammt aus der Jahrhundertwende, als Kutschen auf dem Grundstück parkten - gebaut wurde.

Anonyme Anzeige bei MA 37

Publik wurde das ganze, weil "uns jemand anonym bei der Baupolizei, der MA 37, angezeigt hat", so Adria. "Illegal" sind konkret der Wintergarten des Hauses und ein Gang, der zwei Gebäudeteile miteinander verbindet. Dass ein Abrissbescheid für das Haus vorliege, weist Adria aber entschieden zurück: Man werde nun alle ursprünglichen Pläne einreichen und eine rückwirkende Baubewilligung beantragen. "Ich kann aber jedem schriftlich garantieren, dass ich alle Kosten, die anfallen könnten, trage", beteuert Adria. "Ich wollte nie etwas verbergen, habe das Problem anfangs sogar auf die Homepage gestellt", ärgert sich Adria, "aber dann wollten die Leute nur mehr darüber reden".

Der Leiter der MA 37, Gerhard Cech, bestätigt Adrias Aussagen auf Nachfrage des STANDARD: "Es gibt derzeit keinen Abtragungsbescheid, aber es ist ein Verfahren zur Überprüfung des Konsens anhängig", erklärt Cech, "wie das ausgeht, kann man nicht sagen". Wenn die Unterlagen, die Adria zur nachträglichen Bewilligung einbringt, "von guter Qualität sind, könnte es sich bis zur Verlosung ausgehen".

Bestellung von Ex-Grasser-Sprecher "ein Fehler"

"Im Nachhinein betrachtet war es auch ein Fehler", sinniert derweil Adria, Manfred Lepuschitz, den Sprecher von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, mit seiner Agentur für die Hausverlosung zu beauftragen. "Ich hab gedacht, weil er in der Politik war und bei Swarovski, kennt er sich aus und hat gute Kontakte. Naja, jetzt habe ich wen anderen beauftragt." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.3.2009)