Salzburg - Warteschlangen an der Kasse. Ausverkaufte Säle. Hohe Qualität der Kunst. Jubel. Das Festival zeitgenössischer Musik, die Biennale, konnte am ersten Wochenende einen durchschlagenden Erfolg verbuchen.

Im Mittelpunkt des ersten Blocks (Motto: Sonette der dunklen Liebe) stand Komponist Beat Furrer und dessen Beziehung zum Flamenco, genauer: zu dessen Urform, dem "Cante Jondo". Arcángel, einer der wichtigsten Flamenco-Sänger, eröffnete mit dem Österreichischen Ensemble für Neue Musik unter der Leitung von Furrer. Das Stück "Cripta. Música para Luigi Nono" von Mauricio Sotelo atmet den Geist des Flamenco, trotz der modernen Klänge, die mit traditionellen verschmolzen wurden.

Beat Furrer hat mit dem Ensemble für Neue Musik sowie dem Salzburger Bachchor in Kammerbesetzung und dem Gesangsolisten Arcángel (der seine Stimme zurückhaltend wie ein Ensemble-Instrument führte) mitreißende und intensiv sich verdichtende Spannungsbögen gemauert.

Zeitgenössischer ist Sotelos Ansatz in Audéeis, das vom Stadler Quartett und Arcángel aufgeführt wurde: ein brillantes Konzert, das einen thematisch eleganten, immer ätherischer werdenden Bogen von Sotelo über Furrer bis hin zu Luigi Nonos legendärem Streichquartett "Fragmente - Stille, an Diotima" schlug.

Kooperationsfestival

Die Biennale ist auch ein Kooperationsfestival von Stiftung Mozarteum, Universität Mozarteum, Österreichischem Ensemble für Neue Musik, Aspekte, IG Komponisten-IGNM Salzburg und dem stART-Festival. Auch die Ergebnisse des Kompositionswettbewerbes, der bereits vor zwei Jahren von der Universität Mozarteum initiiert wurde (Thema heuer: Vokalmusik - in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Ensemble "vocal arts") wurden ins Festival integriert.

Den Witz des Zeitgenössischen immer wieder aufzugreifen wagt Marios Joannou Elia: Er errang für sein Tempus tantum nostrum est den zweiten Preis. Dritter Preisträger ist Amr Okba, der seinem Stück Adid das Ritual der ägyptischen Totenklage in authentischen Klangfolgen zugrunde legt und dem schrillen vergeblichen Aufbegehren ein heiteres Ende gibt.

Mit außerordentlichem Gespür für die Ausdruckskraft kleinster sprachlicher Elemente überzeugte das Stück La nube e Issone, für das Silva Rosani den ersten Preis erhielt. (Heidemarie Klabacher, DER STANDARD/Printausgabe, 10.03.2009)