Wien - Im Streit um die zwei geplanten, zusätzlichen Unterrichtsstunden für Lehrer ergreift nun der ehemalige Vizekanzler und Unterrichtsminister Erhard Busek (ÖVP) Partei. Die Lehrergewerkschafter seien "konservative Besitzstandswahrer, denen es nur um Posten und finanzielle Absicherung geht", sagt Busek im Gespräch mit dem Standard: "Pädagogisches Konzept haben sie keines."
Das Ansinnen von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), Lehrern mehr Zeit in den Klassenzimmern vorzuschreiben, hält Busek für "berechtigt", ihre konkrete Vorgangsweise - die Lehrer fühlen sich einem Diktat unterworfen und erwägen einen Streik - allerdings für schlecht. Weil die streitbare Berufsgruppe nicht nur in der ÖVP, sondern auch in der SPÖ stark verankert sei, bezweifelt Busek, dass Schmied eine Kraftprobe gewinnen würde: "Gegen den Willen der Gewerkschaft wird sie sich nicht durchsetzen."
Viele Lehrer seien an sich fortschrittlicher als ihre eigene Repräsentanten, glaubt Busek. Dass dennoch die Vertreter alten Schlages das Wort führten, erklärt der Ex-ÖVP-Grande damit, dass man nach wie vor "die Unterstützung der Gewerkschaft braucht, um Bezirksschulinspektor zu werden oder eine bestimmte Stelle zu bekommen". Busek: "Der Parteienstaat ist hier noch stark, die Schulautonomie wenig weit gediehen." (red/DER STANDARD Printausgabe, 10. März 2009)