Bild nicht mehr verfügbar.

Präsident Asif Ali Zardari ist unbeliebt

Foto: AP/Sezer

Islamabad/Neu-Delhi - Es wird einsam um Pakistans Präsidenten Asif Ali Zardari. Nicht nur das Militär, auch die USA scheinen langsam die Geduld mit dem Bhutto-Witwer zu verlieren. Indische Medien berichteten am Montag unter Berufung auf pakistanische Militärkreise, Armeechef Ashfaq Pervez Kayani habe Zardari aufgefordert, "das Schlamassel" mit Oppositionschef Nawaz Sharif schnell "in Ordnung zu bringen" . Offiziell wurden die Berichte zwar bestritten. Aber angeblich sollen auch die USA erbost sein, dass Zardari mehr damit beschäftigt sei, Sharif zu bekämpfen als die Extremisten, hieß es.

In Indiens Medien schossen Spekulationen ins Kraut, Zardaris Tage seien bald gezählt. Das scheint zwar noch unwahrscheinlich, da Zardari sich wichtige Machtbefugnisse gesichert hat. Aber sechs Monate nach seinem Antritt steht der 53-Jährige, auf den die USA ihre Hoffnungen im Anti-Terror-Kampf setzten, nicht gut da: Im Volk ist Zardari schon fast so unbeliebt wie der frühere Militärherrscher Pervez Musharraf nach acht Jahren war. Die Extremisten sind auf dem Vormarsch und sickern in die Großstädte ein. Und in seiner Partei PPP wird das Murren über den selbstherrlichen Parteichef lauter, der alte Getreue seiner ermordeten Frau Benazir Bhutto geschasst hat.

Um die Kontrolle über die wichtige Provinz Punjab zu übernehmen, hat Zardari nun obendrein eine Kraftprobe mit seinem Erzrivalen Sharif riskiert. Das Oberste Gericht hatte Sharif und seinen Bruder Shahbaz Ende Februar von allen Wahlen und Wahlämtern ausgeschlossen. Viele sehen Zardari hinter dem Bann - der Chefrichter gilt als sein Spezi. Als Folge musste Shahbaz als Regierungschef des Punjab abtreten und Zardari setzte einen getreuen Gouverneur als Verwalter ein - obwohl die Muslim-Liga von Sharif dort stärkste Partei ist.

Der populäre Sharif will nun die Massen mobilisieren: Unter seiner Führung will die Oppositionsbewegung vom 12. und 16. März nach Islamabad marschieren. Der Marsch könnte den Punjab in Aufruhr stürzen. Eine solche Eskalation will Armeechef Kayani, der sich bisher völlig im Hintergrund hielt, offenbar abwenden. Selbst Regierungschef Syed Yousuf Raza Gilani, der lange als Marionette Zardaris galt, ging auf Distanz zu seinem Parteichef. Gilani soll weit besser mit dem Militär klarkommen als der cholerische Zardari, der Gäste schon mal als "impotent" beschimpfen soll. Auch Medien schießen scharf: Zardari habe Pakistans Demokratie den Dolch "in den Rücken gestoßen" und das Votum der Wähler missachtet, schrieb die Zeitung The News unter dem Titel "Auf die Barrikaden" .

Die Terrorattacke auf das Kricket-Team von Sri Lanka in der Metropole Lahore hat den Eindruck verstärkt, dass die Lage außer Kontrolle gerät. Der mächtige Armeechef Kayani soll sich Zardari zur Brust genommen haben. Indische Nachrichtensender spekulierten schon über einen Militärcoup. (Christine Möllhoff/DER STANDARD, Printausgabe, 10.3.2009)