Stockholm - Im schwedischen Furuvik, 150 Kilometer nördlich von Stockholm, befinden sich eine Primatenforschungsstation und ein Zoo. Und einer von dessen Bewohnern, der Schimpanse "Santino", wurde nun zum Thema eines Artikels im Fachmagazin "Current Biology". Denn "Santino" plante offenbar gezielt für eventuell eintretende Situationen und Gemütsverfassungen voraus, heißt es in der Studie von Mathias Osvath, der Berichten von Pflegern im Zoo von Furuvik nachgegangen war.

"Santino" konnte wiederholt dabei beobachtet werden, wie er in den Morgenstunden Steine sammelte, die er als Arsenal bereit hielt, um die später eintreffenden Zoobesucher zu bewerfen. Er untersuchte sogar Betonblocks auf Schwachstellen und schlug einzelne Stücke heraus - war ein Brocken zu groß, um ihn als Wurfgeschoss zu verwenden, zerkleinerte er ihn. Das Bemerkenswerte an dieser Tätigkeit: Der Schimpanse war in ruhiger Verfassung, während er sein Arsenal aufbaute - was laut Osvath zeigt, dass er eine spätere aggressivere Stimmung und allfällig "notwendig" werdendes Imponiergehabe antizipieren konnte: Eine solche Vorausschau wäre im Tierreich eine nahezu einzigartige Beobachtung.

Gewalt wurde auch hier zum Bumerang

 

Seine Beobachtungen legten nahe, dass auch Tiere "ein hoch entwickeltes Bewusstsein" haben könnten, erklärte Osvath. Sie könnten damit mögliche Ereignisse vorab in Gedanken simulieren. Allerdings bedeuteten seine Ergebnisse nicht, dass alle Schimpansen derart zielgerichtet planen könnten, betonte er.

"Santino" soll übrigens nie andere Affen angegriffen, sondern ausschließlich Besucher beworfen haben. Getroffen habe er allerdings selten, und ernsthaft verletzt worden sei laut Osvath niemand. - Bis auf den Werfer selbst: Wegen seiner vor allem im Sommer ausgeprägten Aggressionen ließ der Zoo "Santino" inzwischen kastrieren. (APA/AP/red)