Mit Romanen wie "Der Radetzkymarsch", "Die Kapuzinergruft" und "Hiob. Roman eines einfachen Mannes" erlangte er literarischen Weltruhm: Der Todestag des österreichischen Romanciers und Journalisten Joseph Roth (1894-1939) jährt sich heuer zum 70. Mal. Aus diesem Anlass wurde gestern Wilhelm von Sternburgs neue Joseph-Roth-Biografie (erschienen bei Kiepenheuer & Witsch) sowie Karl Priduns filmisches Porträt "Das bin ich wirklich; böse, besoffen, aber gescheit" präsentiert. "Er war ein hinreißender Erzähler, ein spannender Alltagsphilosoph - im positivsten Sinne reißerisch", schwärmte Wilhelm von Sternburg am Montag bei einem Pressegespräch des ORF und des Verlages Kiepenheuer & Witsch in der Kapuzinergruft.
"Das bin ich wirklich; böse, besoffen, aber gescheit" nannte Regisseur Karl Pridun sein Joseph-Roth-Porträt (eine Produktion von nanookfilm im Auftrag von 3sat/ORF/ZDF/SF), das nun im Rahmen eines Literatur-Schwerpunktes auf 3sat ausgestrahlt wird (1. April, 21.00 Uhr). Neben Biograf Wilhelm von Sternburg und Literaturhistoriker Heinz Lunzer kommt unter anderem auch Otto Habsburg zu Wort. Joseph Roths Leben sei "gnadenlos mit der Zeit verbunden" gewesen, so der Regisseur im Rahmen der Präsentation. Er schätze den österreichischen Schriftsteller und Journalisten als einen "aktuellen Zeitkritiker, von dem in der Schule oft ein falsches Bild gezeichnet wird". Dem soll Priduns Film mit einer Mischung aus Animationsfilm, Experteninterviews und nachgestellter Szenen aus Joseph Roths Leben entgegenwirken. Von 1. bis 13. April widmet sich 3sat in einem Themenschwerpunkt dem Leben und Werk Joseph Roths.
"Ich will die Leser ja nicht mit wissenschaftlichen Thesen langweilen", so der deutsche Journalist von Sternburg über seine Biografie. Mit "Mut zu Äußerungen, Mut zu Bewertungen" zeichnet er auf über 500 Seiten Joseph Roths wildes und widersprüchliches Leben nach: Vom Sympathisanten des Sozialismus (der "rote" Joseph) zum Monarchisten, vom ostgalizischen Musterschüler zum alkoholkranken "Bad Boy" im Pariser Exil. Dort stirbt er 1939 - nicht einmal 45-jährig. "Körperlich, nicht jedoch geistig zerstört", wie Sternburg resümierte. (APA)