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Schadstoffabbauer, Luftbefeuchter, Gemütsaufheller: Pflanzen im Büro sorgen für ein besseres Raumklima.

Foto: Reuters/Yuriko Nakao

Juckende Nase, gereizter Hals, schmerzende Schultern: Manchmal treibt einem die Arbeit auch im wahrsten Sinne des Wortes Tränen in die Augen. Zeit zu handeln - von einem Jobwechsel ist dabei aber nicht die Rede. Es reicht schon, seinen Arbeitsplatz ein wenig an die eigenen Ansprüche zu adaptieren. Sprich: Ein Wohlfühlklima zu schaffen, das beschwerdefreies Arbeiten ermöglicht. Dabei wirken auch schon Kleinigkeiten wie regelmäßiges Lüften wahre Wunder.

Stundenlanges Sitzen, den Blick starr auf den Monitor gerichtet. Bewegung bekommen nur die Finger, wenn sie über die Tastatur jagen oder den Mauszeiger über den Bildschirm flitzen lassen. Lärm, Hitze, Kälte und Zugluft werden dabei zu "physischen Stressoren", die Büroarbeit zur Belastung . Ein gesundes Raumklima hilft, dem vorzubeugen: Wenn Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung und Wärmestrahlung am Arbeitsplatz stimmen, erleichtert das den Büroalltag um Vieles.

Gesetzliche Regelungen

In Österreich geben Arbeitsstättenverordnung und ArbeitnehmerInnenschutzgesetz die Mindeststandards für Arbeitsräume vor: Darin sind Maßstäbe wie Mindesthöhe, Mindestbodenfläche oder auch Mindestluftraum festgelegt, die ein Arbeitsplatz bieten muss.

Auch dem Raumklima ist ein eigenes Kapitel gewidmet: In der kalten Jahreszeit soll die Raumtemperatur bei geringer körperlicher Belastung 19 bis 25 Grad Celsius betragen, in der warmen Jahreszeit 25 Grad Celsius nicht überschreiten. Außerdem soll die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 70 Prozent liegen.

Aber nicht nur Temperatur und Feuchtigkeit sind für ein gutes Raumklima ausschlaggebend, auch die Luftqualität ist entscheidend. Laut der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin wird diese im Büro von mehreren Faktoren oft stark beeinträchtigt: Kopiergeräte und Laserdrucker setzen Ozon frei, in Korrekturflüssigkeiten oder Filzstiften sind oft Lösungsmittel enthalten, schlecht gewartete Klimaanlagen sind ein fruchtbarer Boden für Keime und Bakterien, Zigarettenrauch besorgt den Rest.

Lüften hilft - Topfpflanzen auch

Lüften hilft - Topfpflanzen auch: "Pflanzen können in geringem Ausmaß Schadstoffe wie Methan, Formaldehyd oder Benzol abbauen", sagt Manuela Lanzinger, Expertin für Umweltbildung und Zimmerpflanzen-Fachberatung von "die umweltberatung". Für das Büro rät sie eher zu großen, robusten Pflanzen wie Drachenbaum, Philodendron oder Schefflerer.

Pflanzen filtern Staub aus der Luft und sorgen für mehr Luftfeuchtigkeit: Das ist gerade im Winter wichtig, wo trockene Heizungsluft zu trockenen Augen und Schleimhäuten führen kann. "Drei bis sechs zimmerhohe Pflanzen in einem 30 Quadratmeter großen Raum lassen die Luftfeuchtigkeit auf die empfohlenen 45 bis 55 Prozent steigen", weiß Lanzinger.

Ein ausreichend begrüntes Büro kann sich also auf seine natürlichen Luftbefeuchter verlassen. Entsprechende Geräte verbrauchen im Gegensatz zu Pflanzen viel Strom und müssen immer gut gereinigt werden, damit sich keine Keime oder Schimmelpilze bilden.

Wohlbefinden im Grünen

Auch wenn Pflanzen ein wichtiger Beitrag für ein gesundes Raumklima sind: Den höchsten Wirkungsgrad haben sie in Bezug auf Wohlbefinden und Arbeitszufriedenheit. Laut einer wissenschaftlichen Studie der Landwirtschaftlichen Universität Oslo, Norwegen, nahmen in bepflanzten Büros Beschwerden der Mitarbeiter wie Müdigkeit, Husten oder gereizte Haut um bis zu einem Drittel ab. Außerdem stimmten 82 Prozent der Befragten der Aussage zu: "Ich fühle mich besser, wenn ich in meinem Büro Pflanzen habe."

Zimmerpflanzen-Expertin Lanzinger: "Studien belegen die medizinischen und psychologischen Wirkungen von Pflanzen auf den Menschen. Menschen in einem begrünten Umfeld sind einfach zufriedener - das kann sogar zu einem Rückgang der Krankenstände führen."

Gut gelüftet - halb gewonnen

Auch in Gesellschaft von Pflanzen ist regelmäßige Frischluftzufuhr unabdinglich: Richtiges Lüften ist gefragt. Das sollte in der kalten Jahreszeit drei bis viermal täglich in Form von Quer- oder Stoßlüftungen passieren. Bei einer Querlüftung werden Fenster und gegenüberliegende Türen bis zu fünf Minuten geöffnet, bei einer Stoßlüftung wird ein Fenster bis zu zehn Minuten ganz aufgemacht.

"Lüften mit gekipptem Fenster ist aber ein Fehler", sagt Lanzinger: Der Luftaustausch dauert dabei bis zu einer Stunde, der Raum kühlt aus. "Die kalte Luft sinkt zu Boden, die Leute bekommen bei der Arbeit kalte Füße."

Arbeiten mit Aroma

Wenn die Bürogemeinschaft damit einverstanden ist, können auch Aromalampen oder Duftsteine zur Verbesserung des Raumklimas eingesetzt werden. Sie sind umweltfreundlicher als synthetische Duftsprays oder Lufterfrischer. Manuela Lanzinger warnt aber: "Richtig Lüften ist trotzdem wichtig, denn Düfte überdecken nur schlechte Gerüche - beheben aber die Ursache nicht."

Die Umweltberaterin rät zum Kauf von ätherischen Ölen, die als "100 Prozent natürlich ätherische Öle" gekennzeichnet sind und aus biologischem Anbau stammen: "Sonst sind in den ätherischen Ölen auch Pestizide und Ähnliches enthalten, das Sie mit einatmen."

Zum Einsatz im Büro eignen sich Zitrone, Lemongrass, Minze, Rosmarin, Ysop, Basilikum, Petit Grain - diese Düfte wirken konzentrationsfördernd. Sandelholz und Ingwer sollen Ausgeglichenheit, Inspiration und Kreativität fördern, Minzdüfte vertreiben Müdigkeit und schaffen einen klaren Kopf. Orange wirkt harmonisierend - im stressigen Arbeitsalltag sicher auch kein Fehler. (nb, derStandard.at,12.03.2009)