Antananarivo - In Madagaskar ist ein möglicher Staatsstreich durch die Armee vorerst abgewendet: Armeechef Edmond Rasolofomahandry wurde am Mittwoch von seinem Posten entfernt. Zuvor hatte er Regierung und Opposition am Dienstag ein Ultimatum von 72 Stunden gesetzt, um die seit Mitte Dezember andauernde Krise in dem Inselstaat im Indischen Ozean zu beenden. Sein Nachfolger André Andriarijaona zog das Ultimatum nach seinem Amtsantritt zurück.

Die Armee sei nicht da um die Macht zu übernehmen, einen Staatsstreich zu führen oder eine Militärführung zu errichten, erklärte Andriarijaona. "Es gibt kein Ultimatum." Die Lösung der Krise müsse man der Politik überlassen. In seiner Antrittsrede deutete der neue Armeechef an, dass der Wechsel an der Spitze nach "Beratungen" ranghoher Offiziere vollzogen worden sei. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Präsident Marc Ravalomanana, der normalerweise den Armeechef ernennt, die Armee nicht mehr unter Kontrolle hat.

Treffen abgesagt

Oppositionsführer Andry Rajoelina sagte ein für Donnerstag geplantes Treffen der Konfliktparteien ab. Es sei nicht die "richtige Zeit" für Gespräche, außerdem fehle es den als Vermittlern auftretenden Kirchenvertretern an Glaubwürdigkeit, sagte Rajoelinas Sprecher Augustin Andriamananoro der Nachrichtenagentur AFP. Wie der vermittelnde Rat der Christlichen Kirchen mitteilte, wurde das Treffen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Ein genaues Datum wurde allerdings nicht genannt. Senegals Präsident Abdoulaye Wade lud die Konfliktparteien derweil zu Verhandlungen über einen "dauerhaften Frieden" nach Dakar ein.

In Madagaskar liefern sich Präsident Ravalomanana und und Oppositionsführer Rajoelina bereits seit Mitte Dezember einen Machtkampf. Seit Ende Januar kamen bei Auseinandersetzungen mehr als 100 Menschen ums Leben. Rajoelina, ehemaliger Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo, wirft der Regierung vor, den Reichtum des Landes an ausländische Firmen zu verschleudern. Außerdem bezichtigt er den Präsidenten diktatorischer Methoden. (APA)