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Eine nahezu vollständig erhaltene Sandale der Schuhgröße 36 aus der Zeit um 2900 vor Christus wurde in den Resten einer Pfahlbausiedlung bei Sipplingen im Bodensee gefunden.

Foto: APA/dpa/Regierungspräsdium Stuttgart

Sipplingen - Archäologen haben bei Sipplingen am Bodensee eine nahezu vollständig erhaltene Sandale aus der Zeit um 2900 v.Chr. entdeckt. Der aus Gehölzbast geflochtene Schuh sei historisch ähnlich bedeutend wie die Kleidungsstücke des Gletschermannes "Ötzi", sagte der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl am Dienstag. Die Sandale - etwa in der Größe 36 - aus der früheren Steinzeit wurde in den Ablagerungen einer früheren Pfahlbausiedlung gefunden. Schmalzl sprach von einer "kleinen Sensation".

Er kündigte ein umfangreiches Forschungsprojekt für die Konservierung der Pfahlbaufunde aus dem 4. bis 1. Jahrhundert v.Chr. mit EU-Hilfe an. Die Reste, die in den Flachwasserzonen vom Sauerstoff abgeschlossen und geschützt unter Schlamm liegen, sind aufgrund von Klimawandel, Hafenbauten und Schiffsverkehr von Erosion bedroht. "Dieses Unterwasserarchiv ist in Gefahr", betonte Schmalzl. Ferner sollen die Pfahlbauten im Alpenraum UNESCO-Weltkulturerbe werden. Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart unterstützt nach Schmalzls Angaben die internationale Initiative unter Federführung der Schweiz.

Schutz für historische Schätze

An dem Forschungsprojekt "Ufererosion und Denkmalschutz im Bodensee und Zürichsee" beteiligen sich das deutsche Bundesland Baden-Württemberg, Vorarlberg und die Schweiz. Dafür stehen bis 2011 rund 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. Die EU steuert im Rahmen des Programms zur Förderung einer ausgewogenen Entwicklung der Grenzregionen ("Interreg IV Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein") 1,1 Millionen Euro bei. Die Forscher wollen unter anderem umweltschonende Schutzkonstruktionen erproben. Dabei werden Fundstellen mit Kies oder Geotextilien abgedeckt.

Pfahlbaureste finden sich in der gesamten Alpenregion von Ostfrankreich bis nach Slowenien. Der Aufnahmeantrag soll bis Ende dieses Jahres am UNESCO-Sitz in Paris eingereicht werden. Auf die Welterbeliste sollen in Baden-Württemberg rund 35 ausgewählte Fundorte am Bodensee und an den Seen und Mooren in Oberschwaben. Die Initiatoren versprechen sich von dem Titel einen besseren Schutz der Unterwasser-Denkmäler, die auch künftig von einer Besichtigung ausgeschlossen sein sollen. "Wir wollen kein Hollywood mit Stegen unter Wasser", betonte Schmalzl. (APA/dpa)