Teheran - Ein weiterer einflussreicher Reformer im Iran hat seine Kandidatur für die Präsidentenwahl am 12. Juni angekündigt. Mir Hossein Moussavi, Ministerpräsident zu Zeiten des Iran-Irak-Kriegs der 80er Jahre, erklärte am Dienstag, er werde gegen Amtsinhaber Mahmoud Ahmadinejad antreten. Beobachter räumten dem früheren Hardliner, der sich später zum Reformer wandelte, recht gute Chancen ein, da er auch konservative Wähler erreichen könnte, die mit der Amtsführung von Ahmadinejad unzufrieden sind.

Konkurrenz erhält Moussavi allerdings von den Reformern Mohammad Khatami, Präsident der Jahre 1997 bis 2005, und Mehdi Karroubi, ein früherer Parlamentspräsident. Deshalb werteten es iranische Politikwissenschaftler als unabdingbar, dass sich das Reformlager letztlich auf einen Kandidaten einigt. Ob alle anderen dann allerdings aus dem Rennen ausscheiden würden, galt als eher unwahrscheinlich.

Als möglicher Vize gehandelt

Bisher galt Moussavi als möglicher Vize im Fall eines Wahlsieg Khatamis. Dem moderaten Kleriker stand er bereits während dessen Amtszeit von 1997 bis 2005 als Berater zur Seite.

In Moussavis Amtszeit als Regierungschef von 1981 bis 1989 fiel der Krieg gegen den Irak (1980-1988). Das Amt des Ministerpräsidenten war 1989 abgeschafft worden. Die Aufgaben übernimmt seither der Präsident, die Nummer zwei nach dem obersten Religionsführer Ayatollah Ali Khamenei. Aus dem politischen Rampenlicht hatte sich Moussavi damals zurückgezogen.

Für Ahmadinejad dürfte es aus Sicht von Beobachtern von Vorteil sein, dass drei Kandidaten von relativ ähnlicher politischer Couleur gegen ihn antreten, die sich so gegenseitig Stimmen wegnehmen könnten. Aus dem gemäßigt konservativen Lager will dem Vernehmen nach in Kürze der Teheraner Bürgermeister Mohammad Bagher Ghalibaf seine Kandidatur anmelden.

Entscheidend für den Ausgang der Wahl dürfte sein, wie viele Iraner zur Urne gehen. Eine hohe Wahlbeteiligung würde die Chancen der Oppositionsbewerber, besonders Khatamis, verbessern. Eine schwache Beteiligung wäre gut für Ahmadinejad, da dessen Anhänger leichter mobilisiert werden können. (APA/AP/dpa)