"Der Zölibat" oder "das Zölibat" ? Beides geht, damit wäre das einmal erledigt. Dann: bedeutet sowohl Ehelosigkeit wie auch Enthaltsamkeit. Die kirchengeschichtliche Entwicklung des Zölibats ist äußerst interessant, aber lang und kompliziert. Nur so viel: Unter Berufung auf Jesus (Ehelosigkeit "um des Himmels willen" ) und mehrere Paulus-Briefe (mit seiner notorisch ehe- bis frauenfeindlichen Tendenz) gibt es den Zölibat als nicht allgemeinverbindliche Möglichkeit wahrscheinlich schon seit dem Urchristentum.

Im 11.Jahrhundert wurde es richtig ernst damit, weil in den Augen der Kirchenleitung zu viele Priester entweder verheiratet waren oder mit Lebensgefährtinnen lebten (im "Konkubinat" ). Großer Sprung in die Gegenwart: Offenbar sind in Österreich längerdauernde Beziehungen bei Weltpriestern sehr häufig, einer in Oberösterreich hat sich jetzt dazu bekannt. Die Kirche stellt sich offenbar unwissend, solang es geht, weil der Priestermangel so groß ist.

Aufgehoben wird der Zölibat nicht werden, obwohl sich jetzt eine Initiative von ÖVP-Altpolitikern dafür einsetzt, aber eingehalten auch nicht. Und so in alle Ewigkeit. (Hans Rauscher/DER STANDARD Printausgabe, 11. März 2009)