Natürlich sind 1440 Euro nicht die Welt. Das Budget würde nicht besser dastehen, wenn Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sämtliche Kosten für ihr Make-up aus der eigenen Tasche zahlen würde. Und keine Frage: Die Rechnung, die belegt, dass Schmied fürs Schminken auf Steuergeld zurückgreift, ist von politischen Gegnern einer Zeitung zugespielt worden. Das ändert aber nichts daran, dass Schmied äußerst ungeschickt agiert.

Wofür Regierungsmitglieder ihr Repräsentationsbudget aufwenden dürfen, ist ein klassischer Graubereich. Von einer Politikerin darf man aber erwarten, dass sie im Zweifelsfall eher zurückhaltend in die Staatskassen greift. Sie sollte eine Vorbildwirkung haben. Mit einem Monatseinkommen von 16.320 Euro kann man sich das Make-up - auch für Scheinwerferlicht-Veranstaltungen - leisten. Und wenn es schon unzumutbar ist, ins eigene Börsel zu greifen, sollten derartige Rechnungen wenigstens der Partei und nicht dem Ministerium verrechnet werden.

Immer wieder zeigt sich, dass politisches Gespür nicht jedermanns oder jederfraus Sache ist. Bei Karl-Heinz Grasser war es die von der Industrie gesponserte Homepage, bei Alfred Gusenbauer ein Upgrading bei einem Privatflug. Nun kommt die Schminkrechnung Claudia Schmieds dazu. Sicher gibt es wichtigere Themen. Politik hat aber auch viel mit Symbolik zu tun. Und oft sind es die kleinen Dinge, die große Reformen verhindern. Die Lehrer werden Schmied an ihr mangelndes Kostenbewusstsein erinnern. (Günther Oswald/DER STANDARD Printausgabe, 11. März 2009)