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Michael C. Hall (38).

Foto: AP

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Das unstillbare Verlangen nach dem Töten befriedigt Serienheld Dexter (Michael C. Hall), indem er Bösewichte foltert und tötet: "Wir haben alle eine dunkle Seite."

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In der US-Serie "Dexter" spielt Michael C. Hall einen jungen Forensiker, der im Dunkeln gern selbst Leiber aufschlitzt. Doris Priesching erzählte er, wie er es schafft, dabei trotzdem so sympathisch zu wirken.

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STANDARD: Seit der ersten Staffel wird "Dexter" empfindsamer. Eine Reaktion auf die Vorwürfe gegen einen positiv besetzten Serienkiller?

Hall: Stimmt, er hat menschlichere Züge als zu Beginn. Aber er muss trotzdem töten. Keiner der Autoren hat sich je auf die Diskussionen bezogen. Nach der ersten Saison sagten Leute, sie fühlten sich schuldig, weil sie "Dexter" mögen. Ich denke, die Moraldiskussionen haben mit der Komplizenschaft zu tun, die die Show zum Publikum aufbaut. Dexter spricht Geheimnisse an, über die keiner in dieser Welt etwas wissen will. Er stellt eine Intimität mit dem Charakter her.

STANDARD: Intimität erzeugt vor allem die Kamera in Großaufnahmen. Wir sollen Kontakt zu ihm halten?

Hall: Der Zuschauer sieht die Welt aus Dexters Perspektive. Die Wirkung ist sehr subjektiv.

STANDARD: Dexter tötet Menschen, die selbst Schlimmes getan haben. Das wird in einem Ausmaß nachvollziehbar gemacht, das beunruhigt: Weckt Dexter den Killer in uns?

Hall: Vielleicht. Wir haben alle eine dunkle Seite. Ich weiß nicht, ob wir alle töten würden. Manchmal haben wir vielleicht den Impuls.

STANDARD: Wie bringen Sie Ihre Ideen in die Figur ein?

Hall: Die Figur ist sehr komplex. Einiges passiert unausgesprochen, beim Agieren. Wenn die Autoren das Drehbuch schreiben, haben sie mich im Kopf. Ich bin auch den Kollegen am Set dankbar, wenn sie mich darauf aufmerksam machen, wenn eine Szene nicht passt.

STANDARD: Hat "Dexter" Sie etwas fürs Leben gelehrt?

Hall: Es gibt den Spruch "Fake it till you make it" (Täusch es vor, bis du es drauf hast, Anm.). Dexter lebt die Idee, dass alles Simulation ist. Ich glaube, davon können wir lernen. Er simuliert ein normales Leben mit Beziehungen, einer Freundin oder seinen Kindern, und dann kommt er zu einem Punkt, wo er selbst an seine Gefühle glaubt. Er lässt sich darauf ein.

STANDARD: Haben Sie Geschichten von Serienmördern studiert?

Hall: Ich habe Bücher über Serienkiller gelesen, FBI-Profiler, die Charakteristiken von Psychopathen erstellt haben. Dexter selbst hätte auch die Profiler-Bücher gelesen. Denn ihm geht es vor allem darum, zu verhindern, dass man von ihm ein Profil erstellen kann. Diese Interviews waren aber nur bedingt hilfreich, denn ich kam bald zum Schluss, dass Dexter einzigartig ist: Er ist fast wunderlich, zu viel Forschung könnte schaden.

STANDARD: Haben Sie Vorbilder aus Realität, Film und Fernsehen?

Hall: Ich war Fan von "Das Schweigen der Lämmer". Dexter ist wie Hannibal Lecter bemerkenswert fähig, intelligent und effizient. Aber Dexter ist ein einzigartiges Tier.

STANDARD: Stimmt es, dass Sie zur Vorbereitung der Rolle ein paar Stalkingversuche gemacht haben?

Hall: Ich wollte sehen, wie sich das anfühlt. Ja, das habe ich gemacht. Aber ich bin niemandem nach Hause gefolgt. Und ich habe auch niemandem je eine Nadel in den Nacken gesteckt. (DER STANDARD; Printausgabe, 11.3.2009)