Mit GNOME 3.0 will das Projekt rund um den Linux-Desktop in nicht all zu ferner Zukunft - derzeit visiert man das Frühjahr 2010 an - den Sprung zu einer neuen Generation der eigenen Software vollziehen. Neben diversen Neuerungen im User-Interface-Bereich soll dabei auch ein, aus Kompatibilitätsgründen jahrelang vermiedenes, Großreinemachen an der Code-Basis vorgenommen werden.

GNOME 2.26

Freilich bedeutet dies nicht, dass GNOME von den gewohnten sechsmonatigen Release-Zyklen abgehen will, so hat man nun mit GNOME 2.26 wieder eine neue Major-Release der eigenen Software veröffentlicht. Und da das GNOME-Projekt darauf bedacht ist, einen großen Bruch wie beim Mitbewerb von KDE4 vermeiden will, ebnet diese bereits auch ein stückweit den Weg für GNOME 3.

Clean

Denn neben dem gewohnten Reigen an kleineren und größeren neuen Funktionen und frischen Komponenten nimmt auch das Ausräumen mit veralteten Funktionen und Bibliotheken eine zentrale Rolle in GNOME 2.26 ein. Was die BenutzerInnen davon haben, und welche Neuigkeiten die aktuelle Ausgabe der Desktop-Software sonst noch so zu bieten hat, soll auf den folgenden Seiten detailliert besprochen werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine wichtige Rolle in der Veröffentlichung einer frischen GNOME-Release nimmt üblicherweise die Integration neuer Komponenten ein. Dabei bildet auch GNOME 2.26 keine Ausnahme, so wurden dieses mal drei neue Bestandteile in das offizielle Desktop-Set aufgenommen.

Evolution MAPI

Den Anfang macht dabei Evolution MAPI, eine neue Exchange-Anbindung für die Mail/Kalender-Software des GNOME-Desktops. Mittels der Nutzung der aus der im Samba-Projekt entwickelten libmapi ist so ein "direkter" Zugriff auf entsprechende Server möglich, was vor allem massive Performance-Vorteile bietet. Zusätzlich unterstützt man damit nun auch Exchange 2007.

Vorteile

Die alte SOAP-basierte Exchange-Anbindung liefert man übrigens vorerst ebenfalls aus, da die neue Lösung noch nicht ganz deren Stabilität oder Funktionsumfang erreicht hat. Jenseits der neuen Exchange-Anbindung hat der Evolution noch ein weiteres wichtiges Feature für die Migration aus der Windows-Welt erhalten. Die Software kann nun auch direkt die Mailboxes im PST-Format von Outlook importieren.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine Software, die schon jetzt in den meisten GNOME-basierten Distributionen mitgeliefert wird, ist das CD/DVD-Brennprogramm Brasero. Die Software bietet dabei so ziemlich alles, was man von einem entsprechenden Programm verlangen kann, neben einfachen Daten- oder Musik-CD-Aufgaben, lassen sich hier auch Video-DVDs erstellen oder Disks kopieren.

Integration

Für die offizielle Aufnahme in den GNOME hat man nun weiter an der Integration mit dem restlichen Desktop gearbeitet. Dazu gehört etwa, dass sich gerade geöffnete Filme im Video-Player Totem direkt an Brasero schicken lassen, damit dieser daraus eine VideoCD oder DVD erstellen kann.

Burn

Bislang waren die Brennagenden fest in der Hand des Nautilus-CD-Burners, um unnötige Dopplungen zu vermeiden, wurde dieser mit GNOME 2.26 aus dem Release Set entfernt. Wer die Simplizität der alten Lösungen schätzen gelernt hat, braucht sich deswegen aber keine Sorgen machen: Brasero übernimmt die Integration mit dem File Manager Nautilus und bietet seine Funktionalität nun auch auf diese Weise an.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die dritte neue Komponenten nennt sich GNOME User Share: Dabei handelt es sich um ein Stück Software, mit dem Dateien einfach über den Nautilus mit anderen gesharet werden können. Dabei unterstützt man unter anderem den Transfer per WebDAV, HTTP und Bluetooth.

Video

Grundlegende Verbesserungen gab es an dem im letzten Zyklus integrierten Empathy, ein wichtiger Teil davon im Bereich Video-Chat. So nutzt man nun  Farsight2, wodurch vor allem der Support für das Video-Codec Theora erheblich verbessert wurde. Dies bedeutet auch, dass GNOME nun eine Lösung für Videokonferenzen mitliefert, die ohne die Installation jeglicher proprietärer Codecs auskommt.

Transfer

Zu den weiteren Verbesserungen in Empathy gehören die Unterstützung von Dateitransfers, vorerst allerdings nur lokal, mit der Version 2.26.1 will man die entsprechende Funktionalität dann auch per Jabber ermöglichen. Außerdem werden jetzt bei einem ersten Start die Einstellungen vom Instant Messenger Pidgin automatisch übernommen und es gibt die Möglichkeit sich mittels des Notification Daemons über neue Nachrichten informieren zu lassen. Dessen Basisbibliothek - die libnotify - ist übrigens eine der neu abgesegneten externen Abhängigkeiten in GNOME 2.26.

GrafiK: GNOME

In die selbe Kategorie fällt DeviceKit-Power, die Software bildet ab sofort die Basis des GNOME Power Managers. Dadurch wird nicht nur der Code des letzteren erheblich vereinfacht, es ergibt sich auch eine zentrale Verbesserung: DeviceKit-Power läuft systemweit, kümmert sich also Account-übergreifend um die Stromsparaufgaben, was nicht nur sinnvollere Statistiken ermöglicht, sondern gerade bei Systemen mit vielen BenutzerInnen den Speicherverbrauch deutlich reduziert.

Ablöse

DeviceKit-Power ist übrigens die erste Komponente der neuen DeviceKit-Services, die sich anschicken den Hardware-Abstraktions-Layer HAL durch schlankere Lösungen zu ersetzen. Die aktuelle Planung sieht dabei vor, dass mit GNOME 2.28 bereits alle GNOME-Komponenten auf DeviceKit umgestellt werden, bis dahin laufen HAL und DeviceKit aber auch problemlos nebeneinander.

History

Neben den Vorteilen der neuen Basis hat der GNOME Power Manager aber auch noch ein weiteres nettes Detail in das Interface verpackt: In der "Power History" lässt sich nun die Zahl der Wakeups darstellen, ähnlich wie bei Intels Kommandozeilentool Powertop wird hier also angezeigt, welche Programme den Prozessor am häufigsten aus den diversen Stromsparmodi reißen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Gut gefüllt mit Innovationen präsentiert sich einmal mehr der Videoplayer Totem. Neben der bereits erwähnten Integration mit Brasero gehört dazu auch die Möglichkeit aus Videos Bildergalerien zu erstellen.

Untertitel

Außerdem können passende Untertitel zu einem laufenden Video nun direkt von opensubtitles.org bezogen werden. Neue Plugins ermöglichen das Streamen von Musik von Jamendo, und das Fernsehen mittels MythTV, auch auf UPNP/DLNA-Server kann Totem nun direkt zugreifen.

Playlists

Zusätzlich wurde einiger Feinschliff am Interface betrieben und Totem unterstützt nun mehr Playlist-Typen als bisher.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine weitere zentrale Technologie der Desktop-Entwicklung der letzten Jahre wird mit GNOME 2.26 ebenfalls offiziell abgesegnet: Der "Next-Generation-Sound-Server" Pulseaudio, ist nun ebenfalls in die Liste der erlaubten externen Abhängigkeiten gewandert.

Umbau

Die BenutzerInnen merken dies daran, dass die neue Version des Desktop mit einem vollkommen neu gestalteten, kombinierten Sound-Dialog ausgestattet ist. Dieser nutzt einige der fortgeschrittenen Fähigkeiten von Pulseaudio, etwa die Möglichkeit einzelne Sound-Streams auf unterschiedliche Ausgabegeräte umzulegen. Die oft verwirrende Anzahl verschiedener Lautstärkeeinstellungen hat man hingegen auf einen einzigen Regler reduziert.

Ablöse

In den kombinierten Sound-Einstellungen sind außerdem die Einstellungen für Aktions-bezogene Desktop-Sounds gewandert. Das alte Lautstärkenkontroll-Applet hat man aus Kompatibilitätsgründen mit Systemen, auf denen Pulseaudio Probleme bereitet, noch im Source Code belassen, es wird von Haus aus aber nicht mehr aktiviert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bereits seit geraumer Zeit in gröberem Umbau begriffen, ist der GNOME-Browser Epiphany, so hat man ja verkündet von der Mozilla Rendering-Engine Gecko auf Webkit-gtk wechseln zu wollen. Damit ist es allerdings auch in dieser Release wieder nichts geworden, in den letzten Wochen hat sich die Arbeit an der Portierung allerdings erheblich intensiviert. So hat man mit Epiphany 2.27.1 bereits eine erste Testversion mit Webkit-Backend veröffentlicht, die Chancen auf eine tatsächliche Umstellung für GNOME 2.28 stehen also durchaus gut.

Wohoo

Zumindest hat der Epiphany aber auch die eine oder andere Änderung vorgenommen, die für die BenutzerInnen relevant sind. Mit dem "Wohoo-Bar" hat die Software nun seinen eigenen Klon des Firefox-3-Awesomebars. Weiters bietet die Adresszeile nun eine Fortschrittsanzeige, ein Feature das durch eine Neuerung in der Widget Library GTK+ ermöglicht wird.

Tomboy

Beim Desktop-Wiki Tomboy hat man sich in den letzten Monaten vornehmlich auf Optimierungen konzentriert, die BenutzerInnen bemerken dies sowohl in einer spürbar flotteren Startzeit als auch beim reduzierten Speicherverbrauch, in  den Tests von derStandard.at benötigt die Software nun gute 40 Prozent weniger Speicher als noch die Vorgängerversion.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit der neuen Version des Dokumentanzeigers Evince kann dieser nun auch endlich mit Optional Content / Layers in PDFs korrekt umgehen. Zusätzlich hat man das Interface der Anwendung optimiert, um die Zahl der Popup-Dialoge zu minimieren.

Information

So werden Fehlermeldungen nun direkt im Programmfenster angezeigt, selbiges gilt für den aktuellen Stand eines angeordneten Druckvorgangs. Außerdem warnt die Software, wenn probiert wird, die Software zu schließen, aber noch Druckaufträge anstehen. Eine weitere Neuerung ist eine Fortschrittsanzeige beim Laden und Speichern von Dokumenten auf entfernten Servern. Entsprechende Dateien werden bei Veränderungen am Server nun ebenfalls automatisch neu geladen. Auch stellt Evince nun eine eigene Library zur Verfügung, über die die eigenen Funktionen in andere Programm integriert werden können.

GDM

Der grafische Login-Manager GDM, der in der letzten Version praktisch zur Gänze neu geschrieben wurde, hat einige der dabei verloren gegangenen Funktionen zurück erlangt. Allen voran die Möglichkeit eines "echten" automatischen Logins sowie der XDMCP-Support. Das zentrale Konfigurationstool Gconf Editor hat PolicyKit-Support spendiert bekommen, konkret bedeutet dies, dass entsprechende autorisierte BenutzerInnen ganz ohne Root-Rechte systemweite Einstellungsvorgaben definieren können.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Umgearbeitet hat man das User Switch Applet, das mittlerweile deutlich über den Rahmen der namensgebenden Funktion hinausgeht. So kommt man an dieser Stelle nun schnell zu Einstellungen, Ausloggen und Account-Informationen. Auf die Dauer soll sich das Ganze zu einer Art zentralem Anlaufpunkt für die eigene virtuelle Präsenz entwickeln, so ließ sich etwa in den Test-Versionen für GNOME 2.26 - wie im Screenshot zu sehen - bereits eine desktopweiter Status definieren, da dies aber noch von keinen anderen Komponenten genutzt wurde, hat man die entsprechende Funktionalität in letzter Minute wieder entfernt. Das entsprechende API befindet sich aber bereits in der GNOME-Session-Komponente, wird also wohl mit künftigen Versionen zum Einsatz kommen.

Applets

Auch andere Applets haben - neben den allgegenwärtigen Code-Aufräumarbeiten so manches neue Feature spendiert bekommen. So bietet das Deskbar-Applet nun ein openSearch-Modul, auch das Rebooten des Systems kann hier nun aufgerufen werden. Außerdem bemerkt das Weather Applet nun mithilfe des NetworkManagers, wenn wieder eine Netzverbindung da ist, und checkt automatisch nach aktualisierten Informationen.

Panel

Das angestammte Habitat der Applets, das GNOME Panel, bietet mit GNOME 2.26 nun echte Transparenz für Icons im Systray. Das unabsichtliche Verschieben des Panels an eine andere Bildschirmkante wird unterdessen dadurch verhindert, dass die Umplatzierung nur mehr in Kombination mit der gedrückt gehaltenen Alt-Taste möglich ist. Die Einträge für Reboot und Shutdown werden mit der neuen Version ausschließlich dann angezeigt, wenn der jeweilige UserInnen-Account auch tatsächlich die nötigen Berechtigungen besitzt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einigen Aufwand hat man um die Optimierung des Login-Vorgangs getrieben, dies gleich in mehrfacher Hinsicht. So läuft das Einloggen auf dem Test-Rechner spürbar flotter ab, für dieses erfreuliche Ergebnis sorgen eine Reihe unterschiedlicher  Faktoren: Einerseits hat man einige kritische Performance-Probleme bei zentralen Komponenten - wie dem Konfigurationssystem GConf - bereinigt, andererseits starten viele der GNOME-Programme aufgrund der aktuellen Code-Aufräumarbeiten nun schneller - wovon wiederum der Login-Vorgang profitiert.

Optik

Zusätzlich hat man aber auch ein spezielles Augenmerk auf die optische Wahrnehmung des Login-Vorgangs gelegt, mit dem Ziel diesen möglichst "sanft" zu gestalten. So werden die Icons am Desktop nun nicht mehr sichtbar "herumgeschoben", auch werden die Panels erst dann eingeblendet, wenn die Applets fertig geladen sind. Ein Trick der ein deutlich "ruhigeres" Gesamtbild vermittelt.

Preferences

Bei den Einstellungsprogrammen ist der prominenteste Neuzugang die Unterstützung für Fingerprint-Reader im "About me"-Dialog, hier können entsprechende Abdrücke als zusätzliche Authentifizierungsmethode aufgenommen werden.  Wieder zurück ist der GNOME Font Viewer, außerdem hat man die Display-Einstellungen stark umdesignet, um sie übersichtlicher zu gestalten, und vor allem die Konfiguration von mehreren Monitoren zu vereinfachen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einige der anderen Neuerungen im Schnelldurchlauf: Gänzlich neu geschrieben wurde das Tool zur Anzeigen von Systemprotokollen. Beim Screenshot-Programm von GNOME lässt sich jetzt auch gezielt eine abzubildende Region mit dem Mauszeiger auswählen. Der Text-Editor Gedit besitzt mittlerweile einen Fullscreen-Modus, die Textdarstellung im GNOME Terminal wurde beschleunigt, der Remote Desktop Client Vinagre kann die Anzeige nun auch mit aktiviertem Compositing beschleunigt skalieren.

Kritik

Eines der am stärksten kritisierten Defizite von GNOME 2.24 soll mit der neuen Version wieder behoben werden, wenm auch noch nicht sofort: Ein funktionstüchtiges Session Saving verspricht man für GNOME 2.26.1, das für Mitte April geplante erste Update für die neue stabile Reihe.

Games

Bei den GNOME Games gab es einige Umbauten, so unterstützen mehrere Spiele nun die 3D-Bibliothek Clutter, was sowohl in besserer Performance als auch einer höheren Darstellungsqualität resultieren soll. Dazu kommen die eine oder andere neue Spielart bei Aisleriot.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Entgegen der ursprünglichen Planung bringt GNOME 2.26 auch ein neue GTK+-Version mit sich: GTK+ 2.16 bietet dabei einige frische Funktionen, die auch gleich von den EntwicklerInnen so mancher Anwendung genutzt wurden.

Auswahl

So lassen sich im Dateiauswahldialog ab sofort - optional - auch die Dateigrößen anzeigen, außerdem können Datenträger auch direkt von hier aus gemountet werden. In Eingabefeldern wird künftig eine Warnung angezeigt, wenn die Caps-Lock-Taste gedrückt ist, an der selben Stelle ist es nun auch möglich Fortschrittsbalken und Icons einzubetten. Einige Anwendungen verwenden bereits die neue Funktion gtk_timeout_add_seconds, die es ermöglicht CPU-Anfragen zu bündeln und so beim Stromsparen hilft.

GTKBuilder

Eine wichtige Rolle bei GTK+ 2.16 nimmt die Verbesserung des GTKBuilder-Supports ein, immerhin soll dieser künftig die libglade in Fragen Interface-Bau ersetzen. Bis zu GNOME 3.0 sollen alle Desktop-Komponenten umgestellt werden, so das aktuelle Ziel.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Damit dies realistisch ist, braucht es freilich auch die notwendigen Enwicklungstools, also bringt GNOME 2.26 eine überarbeitete Version des Interface Builders Glade, der nun GTKBuilder weitestgehend unterstützt. Die Software hilft dabei auch bei der Migration vom libglade-Format auf die neue Lösung.

Aufgeräumt

Doch die libglade ist bei weitem nicht die einzige veraltete Technologie, die man auf dem Weg zu GNOME 3.0 endgültig loswerden will. Entsprechend haben bereits in der aktuellen Release zahlreiche Anwendungen ihre alten Abhängigkeiten von Bibliotheken wie der libgnome|ui, dem von gvfs/gio abgelösten gnome-vfs oder auch dem Komponentensystem Bonobo beseitigt.

Reduktion

Die sich daraus bietenden Vorteile sind mannigfaltig und durchaus auch für Durchschnitts-UserInnen von Interesse. So resultiert aus der Reduktion der externen Abhängigkeiten - bzw. der verlinkten Libraries - eine flottere Startgeschwindigkeit. Außerdem ist der Einsatz in anderen Desktop-Umgebungen mit der Installation von einer geringeren Zahl an Dependencies verbunden. Und vor allem für die Projekte selbst nicht zu unterschätzen: Die Portierung auf andere Betriebssysteme wird erheblich erleichtert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine der Anwendungen, die das Code-Cleaning besonders intensiv betrieben haben, ist der File Manager Nautilus. Das Ergebnis: Die Zahl der verlinkten Bibliotheken wurde auf dem Test-System von 91 auf 64 reduziert. Zusätzlich hat man sich beim Dateimanager noch dem Thema Speicherverbrauch bzw. dessen Reduktion gewidmet - und auch dies durchaus mit Erfolg. In den Tests kam ein frisch gestarteter Nautilus mit 15 MB Speicher aus, zuvor waren es 27 MB gewesen.

Features

Jenseits der Optimierungen kann der Nautilus durchaus auch mit neuen Features aufwarten. Dazu gehört die Möglichkeit unbekannte Dateien - bzw. deren Typus - an das distributionsübergreifende Paketmanagement-Tool PackageKit weiterzureichen, damit dieses dazu passende Anzeigeprogramme aufspüren und installieren kann. Außerdem blenden Hintergründe beim Wechsel - bzw. beim Einloggen - weich ineinander über, weiters werden große Verzeichnisse wesentlich flotter als bisher dargestellt.

gvfs

Eine Reihe von Verbesserungen ergeben sich über Arbeiten an gvfs: So werden SMB-Shares nun automatisch per Zeroconf erkannt, es gibt Schreibsupport per obexFTP, das zusätzlich nun auch über USB benutzt werden kann. Der Bilderzugriff per gphoto2 funktioniert nun auch mit dem iPhone, die Trash und die FUSE-Performance wurden merklich erhöht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dazu kommen eine Schar an Bugfixes und weiteren Optimierungen, exemplarisch sei noch auf die Verbesserungen an der Text-Bibliothek Pango verwiesen, die einige Performance-Fixes vorgenommen hat und bei so mancher Schriftart nun auch wesentlich weniger Speicher verbrauchen soll.

Ausblick

Auch wenn man derzeit noch an den fixen Zeitplänen arbeitet, so dürfte die kommende Release - GNOME 2.28 - die letzte vor dem Sprung auf die Version 3.0 werden. Entsprechend dürfte wohl auch diese wieder in weiten Teilen von Code-Aufräumarbeiten geprägt sein, konkret Ziele und Zeitvorgaben sollen hier schon bald festgelegt werden. Besonders "interessant" könnte der kommende Zyklus dabei für die Mail/Kalender-Software Evolution werden, ist diese doch derzeit eine der GNOME-Komponenten, die am meisten veraltete Bibliotheken benötigt. Immerhin wird hier bereits eifrig an Portierungen gearbeitet.

Download

Doch zunächst gilt es einmal GNOME 2.26 auszukosten, dieses steht ab sofort in Form des Source Codes auf der Projekseite zur Verfügung. Zusätzlich wird die Softwaresammlung - sofern sie das nicht ohnehin schon ist - in Kürze in die Entwicklungszweige der meisten Distributionen wandern, darunter auch Fedora und Ubuntu. Wer nur mal einen kurzen Blick auf die neue GNOME-Version werfen will, kann sich per Bittorrent eine eigene LiveDVD herunterladen, auch Images für diverse virtuelle Maschinen sind erhältlich. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 18.03.2009)

Screenshot: Andreas Proschofsky