Bonn - Die börsenotierte Deutsche Post will nach einer Phase milliardenschwerer Zukäufe die Konzernstruktur vereinfachen. Damit will Konzernchef Frank Appel das Unternehmen im Rahmen seiner Konzernstrategie 2015 wettbewerbsfähiger machen. Das Briefgeschäft bleibe aber im Konzern, versicherte er.

Die Post firmiere ab sofort unter dem Namen "Deutsche Post DHL", sagte Appel am Mittwoch in Bonn bei der Vorstellung der neuen Strategie, die er in seiner nun gut ein Jahr andauernden Amtszeit ausgearbeitet hatte. Der Konzern solle künftig auf den Säulen Briefgeschäft und internationale Logistik ruhen. Alle Kräfte sollten nach der Expansion der vergangenen Jahre nun darauf konzentriert werden, das organische Wachstum zu steigern. Die einzelnen Divisionen sollen besser verzahnt werden, Manager sollen nur noch in die Führungsebene aufrücken können, wenn sie in verschiedenen Bereichen gearbeitet haben. Die Bezahlung solle sich weit stärker am Erfolg orientieren. Appel will insgesamt eine "kulturelle Revolution" erreichen, um einen Konzern zu formen, der "einzigartig für die Kunden, die Mitarbeiter und die Gesellschaft ist".

Mittelfristig über Marktdurchschnitt

Mittelfristig solle beim Umsatz ein organisches Wachstum um zwei Prozentpunkte über dem Marktdurchschnitt erreicht werden. Das Briefgeschäft in Deutschland mit einem Marktanteil von knapp 90 Prozent solle seine Position verteidigen. Profitabilität und Kapitalrendite der Post sollen im oberen Viertel der Gruppe vergleichbarer Wettbewerber liegen. Appels Vorgänger Klaus Zumwinkel hatte aus dem ehemaligen Staatsmonopolisten Post mit zahlreichen Zukäufen einen weltweit aktiven Logistik-Konzern geformt. Die rasche Expansion sorgte indes auch für Probleme - so fuhr etwa das US-Expressgeschäft über Jahre Milliarden-Verluste ein. Appel hatte im vergangenen Jahr die Sanierung des Verlust-Geschäfts eingeleitet und die Weichen für die Trennung von der Post gestellt. Mit dem neuen Strategie-Konzept will er nun "die Potenziale heben, die im Konzern stecken" und den ehemaligen Staatsmonopolisten damit "unverzichtbar" für seine Kunden machen.

Kurzfristig setze die Post angesichts der Konjunkturkrise darauf, die "solide Liquiditätslage" nach der milliardenschweren Postbank-Transaktion mit der Deutschen Bank zu erhalten und die Kosten zu senken. Bis Ende 2010 wolle die Post mindestens eine Milliarde Euro einsparen, bekräftigte Appel. Die Logistik-Konzerne ächzen weltweit unter den Folgen der Konjunkturkrise. Auch die Post-Rivalen FedEx , UPS und TNT reagieren mit Sparprogrammen. Der scheidende Post-Finanzchef John Allan sagte laut Redetext, 2009 und auch 2010 würden für die gesamte Branche "sehr schwierige Jahre". Die Post hatte 2008 ihren ersten Verlust seit dem Börsengang 2000 eingefahren und ist 2009 mit Umsatzrückgängen gestartet.

Kurzarbeit und Stellenabbau

Die Deutsche Post denkt angesichts der Wirtschaftskrise über Kurzarbeit in Deutschland und Stellenabbau in anderen Ländern nach. Postchef Frank Appel sagte am Mittwoch in Bonn, wenn die Sendungsmengen so gering blieben wie im Jänner, werde sich Kurzarbeit nicht vermeiden lassen. Das betreffe im Wesentlichen DHL. Im übrigen seien in Deutschland betriebsbedingte Kündigungen laut Tarifvertrag bis Mitte 2011 ausgeschlossen. (APA)