"Jetzt kommt es darauf an, das Geschäft durch die Krise zu führen", erklärte der Osteuropa-Chef der Commerzbank, Andre Carls, in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview.

Expansionspläne für die polnische Tochter BRE Bank, die größte Beteiligung der Commerzbank in der Region, würden verschoben. 2009 stünden für die BRE Bank Sparmaßnahmen im Fokus. Ursprünglich hatte die Commerzbank etwa geplant, das Online-Geschäft der BRE-Tochter MBank auf Länder wie Rumänien und Ungarn auszuweiten. Im vierten Quartal 2008 war der Gewinn der BRE Bank aber um 75 Prozent auf umgerechnet knapp acht Millionen Euro eingebrochen.

Angesichts der Wirtschaftskrise stellt sich die Commerzbank auf mehr Kreditausfälle in Osteuropa ein. "Die Risiken werden steigen und damit auch die Risikovorsorge", erklärte Carls in dem schriftlich geführten Interview. "Dem kann sich auch die Commerzbank-Gruppe nicht entziehen." Dennoch denkt er nicht an einen Rückzug aus der Region, in der seit Wochen Währungen im freien Fall sind, Kreditausfälle signifikant steigen und die Angst vor Staatspleiten umgeht. "Verkaufspläne haben wir nicht", betonte Carls.

Angst geht um

In Osteuropas Staaten geht die Angst um, West-Banken, darunter auch die stark engagierten österreichischen Finanzhäuser, könnten sich aus den Märkten zurück ziehen.

Die Commerzbank hält rund 70 Prozent an der BRE Bank. Zudem ist sie an der Bank Forum in der Ukraine beteiligt und hält einen größeren Anteil an der russischen Promsvyazbank. Vor fast genau einem Jahr hatte die Commerzbank ihr Geschäft in Mittel- und Osteuropa in einer Holding gebündelt, um es stärker ausbauen zu können.

Nach Ansicht von Carls ist die Krise in Osteuropa für die Commerzbank beherrschbar. "Man kann die Länder nicht alle über einen Kamm scheren, sondern muss die Lage differenziert betrachten", betonte er. So sei die Commerzbank vor allem über die polnische BRE Bank dort engagiert und Polens wirtschaftliche Situation sei im Vergleich zu anderen Ländern stabil.(APA)