"Seit fünftausend Jahren werden im Hochland Koka-Blätter gekaut", erzählte Boliviens Präsident Evo Morales am Mittwoch anlässlich seines Besuchs bei der 52. UN Commission on Narcotic Drugs in Wien, "und dann beschloss die UNO im Jahr 1961, dass wir den Konsum der Heilpflanze binnen 25 Jahren abschaffen sollten."

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Dem Beschluss der  UN-Drogenbehörde lag damals eine Studie aus den späten vierziger Jahren zugrunde, der zufolge das regelmäßige Kauen der Blätter zu Abmagerung und Verwahrlosung führe. Morales dazu: "Ich kaue seit Jahrzehnten Koka und fühle mich nicht unterernährt – und wenn der Konsum zu Verwahrlosung und sozialem Abstieg führen würde, wäre ich wohl nicht Präsident."

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Der ehemalige Kokabauernführer berichtete von seinen Erlebnissen in Wien, als er in den 90er Jahren dreimal bei der UNO vorsprechen wollte, um eine Entkriminalisierung des Cocablattes zu erreichen: "Einmal haben sie mir sogar den Zutritt verweigert"

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Außerdem habe er damals kein Geld gehabt, um sich Essen zu kaufen – "so musste eben das im Übernachtungspreis inbegriffene Hotelfrühstück für den ganzen Tag reichen."

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Morales, der in Begleitung seines obersten Drogenbekämpfers Felipe Caceres (Bild) nach Wien gekommen war, berichtete über Erfolge bei der Bekämpfung der Weiterverarbeitung von Cocablättern zum Suchtgift Kokain: Im Jahr 2007 wurden 17 Tonnen, 2008 dann schon 24,4 Tonnen Kokainpulver und -paste beschlagnahmt.

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Außerdem habe man seit 2006 die Anbaufläche für Coca jedes Jahr um mehr als 5.000 Hektar reduziert. Im Gegensatz zur umstrittenen Besprühung von Plantagen aus der Luft, die lediglich zu einer Ortsverlagerung führe, sei diese Entwicklung nachhaltig.

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Die anwesenden Journalisten forderte der Präsident auf, das Kokablatt nicht zu "satanisieren". Die mitgebrachten Proben stießen auf großes Interesse.

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In Bolivien sind zahlreiche Medikamente, Körperpflegeprodukte und Nahrungsmittel auf Koka-Basis erhältlich – exportiert werden dürfen sie allerdings nicht.

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Dies wird sich auch wohl in absehbarer Zeit nicht ändern: Die Kampagne der Bolivianer wird vom UN-Büro für Drogenbekämpfung nicht als offizielle Anfrage gesehen. Ein förmliches Anliegen müsse in bestimmter Form von einem oder mehreren Staaten an die Vereinten Nationen gerichtet werden.

Dort würde dann ein mehrstufiges Verfahren anlaufen, in dem schlussendlich entschieden werde, ob eine Abstimmung auf Abänderung stattfinde, erklärte Direktor Antonio Maria Costa (im Bild rechts, links Schwedens Königin Silvia)  am Mittwoch.

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