Feldkirch/Wien - Lehrer, die gegen ihre Vorgesetzte aufmucken, sind derzeit reich gesät. Würde Bildungsministerin Claudia Schmied jeden einzelnen dafür auf die Straße setzen, wären die Schulen leer. Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, muss da nicht so zimperlich vorgehen: Er warf einen jener Religionslehrer, für die er zuständig ist, raus.

Vor zwei Wochen feuerte Schakfeh den Vorarlberger Lehrer Aly El Ghoubashy, weil dieser die Glaubensgemeinschaft in einem "Kommentar der anderen" im Standard hart kritisiert hatte. El Ghoubashy, der in seinem Gymnasium in Feldkirch nur mehr Bildnerische Erziehung und Werken unterrichten darf, will sich nun mit einer Klage gegen die muslimische Vertretung und ihren Präsidenten wehren: Schließlich habe er bloß sein Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ausgeübt, weshalb seine Entlassung ungerechtfertigt sei.

Und noch etwas will El Ghoubashy vor Gericht erreichen: Der Staat solle per Kurator vorübergehend die Kontrolle über die Glaubensgemeinschaft übernehmen, um Strukturen aufzubauen, die nicht auf "Willkür" basierten.

Als Mitglied des Schurarates, einer Art Parlament der Glaubensgemeinschaft, wollte der Pädagoge überdies eine interne Debatte anzetteln. Doch der VorsitzendeFuat Sanac wies eine Sondersitzung aus formalen Gründen ab, sein Schreiben garnierte er mit Vorwürfen an El Ghoubashy: "Es war keine Kritik, sondern Schlechtmacherei." Über "die Glaubwürdigkeit der Führungskräfte der Islamischen Glaubensgemeinschaft" , die El Ghoubashy infrage gestellt hat, wird angemerkt: "Glaubwürdigkeit ist ein subjektiver Begriff." Reaktion des Lehrers: "Schakfeh spielt den Alleinherrscher." (Gerald John/DER STANDARD Printausgabe, 12. März 2009)