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APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

Wien - Es gibt den atheistischen Spruch: Wer an Himmel oder Hölle glaubt, kommt auch dorthin, wer aber an gar nichts glaubt, den erwartet nach seinem Tod ein klimatisierter Raum. Der Mesner Firlinger hat sein ganzes Leben Gott gewidmet, in rund vierzig Jahren nur zwei Todsünden jeweils halb begangen. Jetzt ist er tot und wartet auf die Erscheinung Gottes.

"Firlinger", der Titelheld des im Vorjahr verstorbenen niederösterreichischen Autors Norbert Silberbauer, sitzt bei der Uraufführung auf der Probebühne des Theaters in der Josefstadt in einer sterilen Flughafen-Wartehalle (Bühne: Lothar Hüttling). Die Hände dieser erbärmlichen, in verschiedenen Grautönen groben Stoffes gekleideten Kreatur (Martin Zauner) halten einen Rosenkranz umklammert. Ihr Glauben hat diese verlorene Seele letztlich das Leben gekostet: Firlinger wurde, andächtig in der Kirchenbank kniend, von einem zentnerschweren herabstürzenden Marmorengel erschlagen.

Silberbauers Monolog wechselt in der präzisen Regie Elke Schwabs rasch die Tonlage: Eben noch selbstironisch die Prüfungen des Herrn rekapitulierend, stellt Firlinger bald darauf sein gottesfürchtiges Leben infrage. Seine Mesnerarbeit hat er zeitlebens ehrenamtlich erledigt. Neben einem Pfarrer, der den irdischen Vergnügungen empfänglich ist, ein teures Auto bevorzugt schnell fährt und im Beichtstuhl Rendezvous vereinbart, war er das seine Nächsten liebende Gewissen der kleinen Gemeinde. Und ausgerechnet ihn lässt Gott nun warten.

Martin Zauner spielt sich während des gut einstündigen intensiven Abends dramatisch in Verzweiflung, singt mit brüchiger Stimme vom Lamm Gottes, verflucht den Sonntag und seine "katholische Sackgasse" und tobt, wenn es um verlorene Chancen (etwa, als Fußballprofi zu reüssieren) geht. Der Text Silberbauers gibt das Tempo bereits vor, Zauner verdichtet ihn in seinem beklemmenden Erlösungs-Spiel, das den armen Firlinger vom Glauben immer weiter entfernt. (Isabella Hager/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.3.2009)