Die meisten Amokläufe an Schulen und Universitäten ereigneten sich bisher in den USA. In Europa kam es in den vergangenen Jahren in Finnland und Deutschland zu Bluttaten, die zum Teil Gesetzesänderungen nach sich zogen.

Amoklauf in Erfurt - Viele leiden noch heute

Der Amoklauf am Mittwoch in Deutschland weckt Erinnerungen an jenes Massaker, das ein 19-Jähriger im April 2002 im Erfurter Johannes-Gutenberg-Gymnasium angerichtet hat: Der schwarzvermummte Mann erschoss damals 16 Menschen und anschließend sich selbst. Beinahe die Hälfte der Schülerschaft des Erfurter Gymnasiums galt nach dem Amoklauf als traumatisiert. Einige befinden sich noch heute in psychologischer Betreuung.

Politische Konsequenzen

Nur rund zwei Monate vor dem Amoklauf von Erfurt hatte ein 22 Jahre alter Ex-Schüler nach seinem Rauswurf aus einer Wirtschaftsschule im bayrischen Freising drei Menschen getötet. Die Bluttat hatte auch politische Konsequenzen: Das Waffengesetz wurde zweimal verschärft. Statt mit 18 Jahren, kann man jetzt frühestens mit 21 Jahren eine Waffe erwerben. Über die richtige Handhabe einer Waffe muss eine Prüfung abgelegt werden. Die Eignung muss alle drei Jahre überprüft werden.

Strengere Auflagen für Gewaltvideos und Spiele

Nach dem Erfurter Amoklauf wurden im Jugendschutzgesetz strengere Auflagen für Gewaltvideos und Computerspiele verankert. Der Täter hatte gewaltverherrlichende Computerspiele gespielt.

Diese wurden auch bei dem 18-Jährigen gefunden, der im November 2006 in der Geschwister-Scholl-Schule in Emsdetten wild um sich schoss, dabei mehrere Menschen verletzte und sich dann selbst das Leben nahm.

Verschärfte Waffengesetze in Finnland

Am Mittwoch hieß es aus Finnland, dass die Waffengesetze nun verschärft würden. In dem skandinavischen Land hatten innerhalb eines Jahres zwei Amokläufe stattgefunden. Schusswaffen dürfen jetzt nur noch an Personen verkauft werden, die mindestens 20 Jahre alt sind. Auch sonst wurden die Auflagen für Waffenbesitz verschärft.

Im September 2008 hatte ein 22-Jähriger in einer Berufsschule der Kleinstadt Kahajouki zehn Personen und nachher sich selbst getötet. Davor hatte im November 2007 ein 18-Jähriger in Jokela acht Menschen an seiner Schule erschossen und sich danach selbst das Leben genommen. Beide Täter hatten ihre Waffe legal erworben. Vor der Novelle konnten Sportschützen ab 18 Jahren legal Schusswaffen kaufen.

USA: Amokläufe immer häufiger

In den USA kommt es am häufigsten zu Amokläufen an Schulen oder Unis. Das schlimmste Massaker ereignete sich an der Technischen Universität Virginia im April 2007, wo ein Mann 32 Menschen tötete und dann sich selbst. Im April jährt sich zudem der Amoklauf von Columbine (Colorado) zum zehnten Mal, bei dem zwei Schüler zwölf Mitschüler, einen Lehrer und sich selbst töteten. Das Massaker in Virginia hatte die Debatte um den Zugang zu Waffen wieder aufgeheizt. Nach dem Amoklauf von Columbine waren einige Gesetze und die Sicherheit an Schulen verschärft worden. (dpa, spri)