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Jeden Tag werden ion Wien 32 Türen aufgebrochen - statistisch betrachtet

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER
Grafik: STANDARD

In Wien sind derzeit Einbrecher aktiv wie schon lange nicht mehr. Insgesamt gab es ein Kriminalitätsplus von sieben Prozent, bei Einbruchsdelikten schoss der Wert aber noch weit drastischer nach oben - Von Michael Möseneder

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Wien - Wer in Wien innerhalb des Gürtels in einer Altbauwohnung lebt, sollte seine Wertsachen besser auf die Bank bringen. Zumindest, wenn sich der Trend der ersten beiden Monate des Jahres fortsetzt. 402 zusätzliche Einbrüche in Wohnungen verzeichnete die Polizei in Wien im Vergleich zum Jänner und Februar 2008. Anders ausgedrückt: ein Plus von 28 Prozent.

 32 Türen pro Tag

1837 Einbrüche bedeuten, dass statistisch jeden Tag 32 Türen aufgebrochen werden. Denn die feine Klinge, besser, den feinen Dietrich, benutzen die Täter nicht, wissen die Kriminalisten. „Sie gehen noch immer brachial vor und konzentrieren sich auf Türen, die man leicht aushebeln oder aufbrechen kann", sagt Alfred Tikal, Leiter des Landeskriminalamtes in Wien.

Einbrüche am Tag und in der Nacht

„90 bis 95 Prozent der Delikte sind nicht wirklich geplant, die Täter versuchen nicht, im Vorfeld herauszufinden, wo besonders viel zu holen ist. Sie gehen von einem Haus zum nächsten und brechen ein, wo das Risiko am geringsten ist." Allerdings beobachten die Ermittler eine Veränderung: kam es bisher praktisch nur tagsüber zu Einbrüchen, ereignen sie sich mittlerweile auch am Abend.

Einbruch in Einfamilienhäusern um 60 Prozent gestiegen

Noch dramatischer lesen sich die Zahlen bei den Einfamilienhäusern: Hier schossen die Fälle gleich um 60 Prozent nach oben, 537-mal musste in acht Wochen die Polizei gerufen werden.

500 Autos gestohlen - vor allem fünf Marken

„Wir haben ein Riesenproblem mit den Wohnungseinbrüchen", gesteht Tikal ein. „Aber auch bei den Autodiebstählen sehen wir einen deutlichen Anstieg." Interessant daran: Mehr als die Hälfte der über 500 Taten betrifft fünf Marken: Wer VW, Audi, Skoda, Toyota oder Mercedes fährt, sollte gelegentlich nachsehen, ob der Wagen noch auf dem Parkplatz steht.

Denn wirkliche Schwerpunkte bei den Tatorten kann die Polizei nicht ausmachen. „Es ist nicht so, dass aus großen Parkhäusern gestohlen wird, sondern direkt von der Straße", schildert Tikal.

Mehr Streifen mit geringem Personal schwierig

Unter Verdacht stehen hauptsächlich Gruppen aus Ost- und Südosteuropa. Warum diese derzeit so vehement zuschlagen, bleibt unklar. Bei der Exekutive will man jedenfalls die Strategie auf diese Delikte abstellen. Menschen in gefährdeten Wohnungen soll das Risiko verdeutlicht werden, es soll mehr Streifen geben - ob das mit dem vorhandenen Personal zu bewerkstelligen ist, bleibt offen.

Österreichweit Anstieg um 5,6 Prozent

Österreichweit stieg die Kriminalität um 5,6 Prozent (siehe Grafik), manche Zahlen sind aber nicht so schlimm, wie sie aussehen. In Niederösterreich beispielsweise ist ein Betrüger mit 1000 Geschädigten für fast die Hälfte des Zuwachses verantwortlich. (DER STANDARD Printausgabe 12.3.2009)