Am Hannover-markt startete das Konzept zur Marktbelebung. Nun wird es auf weitere sechs Märkte in Wien ausgeweitet

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Um das Sterben der Wiener Märkte zu stoppen, startet die Wirtschaftskammer ein Konzept zur Wiederbelebung: Marktmanager sollen Feste veranstalten und neue, junge Kunden anlocken – Von Marijana Miljkoviæ

Wien – Zwei Standler gibt es noch auf dem Simmeringer Markt. Bald werden diese wegziehen, und der Markt wird geschlossen. Auf dem Platz soll ein Bildungszentrum errichtet werden. „Seit dort das Einkaufzentrum gebaut wurde, sind die Kunden ausgeblieben", sagt Guido Miklautsch, verantwortlich für die Märkte bei der Wiener Wirtschaftkammer.

Differenziertes Angebot

Vielfach wurde der Markt als Nahversorger vom Supermarkt ersetzt. Dabei „punkten die Märkte gegenüber den großen Ketten vor allem mit der persönlichen Betreuung der Kunden und dem differenzierte Angebot", sagt Brigitte Jank, Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer.

Marktmanager

Um das Marktsterben zu stoppen, hat sich die Interessenvertretung etwas einfallen lassen. Die Wiener Märkte werden seit einigen Monaten von vier so genannten Marktmanagern betreut. Vorläufig sind diese für sieben der 19 fixen Wiener Märkte zuständig. Dazu gehören der Nasch-, der Karmeliter-, der Vorgarten-, der Viktor-Adler-, der Meidlinger-, der Hannover- sowie der Floridsdorfer Markt. Diese sieben machen 70 Prozent des gesamten Wiener Marktgeschehens aus. 1200 Stände werden dort von insgesamt 570 Unternehmern geführt.

Themenwochen und Marktfeste

Die Aufgabe der Marktmanager ist es, sich speziell um die Anliegen der Standbetreiber zu kümmern und zwischen den Betrieben und dem Marktamt zu vermitteln. Mit den Standlern sollen auch Verbesserungsmaßnahmen erarbeitet werden. Es werden Themenwochen und Marktfeste stattfinden, auch eine Marktzeitung soll an Anrainer verschickt werden.

Qualität der Produkte überprüfen

„Es war eher so, dass sich die Supermärkte um die Märkte angesiedelt haben und auch verstärkt Bio- und regionale Produkte angeboten haben", sagt Marktmanagerin Doris Knor. Sie ist unter anderem für den Hannovermarkt in der Brigittenau zuständig, wo 2005 das Pilotprojekt zur Marktbelebung startete. Zur Revitalisierung gehört auch, die Qualität der Produkte zu überprüfen und das Angebot zu spezialisieren. „Ein Beispiel: 80 Prozent der Standbetreiber am Hannovermarkt sind türkischer Herkunft. Ein Grund, warum es kein Schweinefleisch gab. Mittlerweile gibt es das Angebot. Und auch einen Bäcker, der Schwarzbrot anbietet", sagt Knor.

„Der typische Marktbesucher ist alt geworden. Wir wollen die Jungen gewinnen." Das Ergebnis der Maßnahmen am Hannovermarkt: Die Besucherfrequenz erhöhte sich an Wochenenden um 45 Prozent, unter der Woche um 25. Auch das städtische Marktamt will unterstützen: Geschulte Marktreferenten sollen die Marktmanager ergänzen. In den kommenden Jahren soll auch die Infrastruktur etlicher Märkte verbessert werden. (Marijana Miljkoviæ, DER STANDARD Printausgabe 12.3.2009)