Wien - Bundesminister Johannes Hahn verlieh heute im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung hohe Auszeichnungen der Republik an außergewöhnlich engagierte Persönlichkeiten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Der Minister dankte besonders "für das hohe Engagement im Dienst der wissenschaftlichen Forschung und der Gesellschaft sowie für die Vorbildwirkung für jüngere Kolleginnen und Kollegen".
Universitätsprofessor Bernd-Christian Funk wird mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Seine wissenschaftliche Karriere startete Funk als Assistent am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Wien. Bereits 1978 wurde Funk zum Ordentlichen Universitätsprofessor für Öffentliches Recht an der Karl-Franzens-Universität ernannt, wo er bis zu seiner Versetzung nach Wien im Jahr 1999 erfolgreich lehrte. In diesem Jahr wurde er auch Vorstand des Institutes für Universitätsrecht an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Neben seiner Lehrtätigkeit engagierte er sich für besondere Ermittlungsverfahren zur Bekämpfung organisierter Kriminalität. Acht Jahre lang war Funk überdies stellvertretender Vorsitzender des Menschenrechtsbeirates, und im Rahmen des Österreich-Konvents leitete er den Ausschuss für Grundrechte. Gemeinsam mit Professor Adamovic hat er einen wesentlichen Beitrag zur österreichischen Wissenschaft vom Verwaltungsrecht geleistet.
Über das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich darf sich Universitätsprofessor Peter Czernin freuen. Von großer Bedeutung sind seine zahlreichen Studien für Bildungsbauten in unterentwickelten Ländern sowie die Bearbeitung von zahlreichen Projekten, insbesondere Nutzbauten bzw. Verwaltungsgebäuden für die Republik Österreich. Er hat sowohl Erscheinungsbild und Funktionalität, als auch Ausstattungsniveau öffentlicher Bauten entscheidend mitgeprägt. Mit großem Engagement hat Czernin während seiner Lehrtätigkeit an der Technischen Universität an der Weiterentwicklung seines Wissenschaftsbereiches gearbeitet. Er gilt überdies als einer der erfolgreichsten Zivilingenieure und Planer Österreichs. Anfang der 70er Jahre hat er im Rahmen seiner Dissertation das Fachgebiet "Projektentwicklung" aus den USA nach Österreich gebracht und letztlich damit etwa 40.000 Arbeitsplätze in der technischen Dienstleistung geschaffen.
Das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse wird Universitätsprofessor Stefan Grössing verliehen. Nach dem Lehramtsstudium für Germanistik, Geschichte und Leibeserziehung arbeitete Größing als wissenschaftlicher Assistent am Salzburger Pädagogikinstitut. Nach seiner Habilitation im Bereich der Sportpädagogik folgte er dem Ruf an die Universität München. In den späteren 70er Jahren gestaltete er einen Film über die große österreichische Sportwissenschafterin Margarete Streicher. Mit dem wissenschaftlichen Nachlass von Streicher, der Größing übergeben wurde, konnte in Salzburg das Streicher-Archiv eingerichtet werden. Bis 2005 lehrte Größing als Ordentlicher Professor für Sportpädagogik an der Universität Salzburg. Gastprofessuren führten ihn aber auch nach München, Hamburg, Augsburg und Kiel. Seiner Initiative ist die Gründung der Österreichischen Sportwissenschaftlichen Gesellschaft, einer Plattform für den sportwissenschaftlichen Nachwuchs, zu verdanken. Apropos wissenschaftlicher Nachwuchs: Als Doktorvater betreute er nicht weniger als 28 Dissertanten.
Die gleiche Auszeichnung wird Universitätsprofessor Bruno Mamoli, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, zuteil. Seine wissenschaftliche Karriere begann der gebürtige Mailänder an der Neurologischen Universitätsklinik Wien. Er war unter anderem als Vorstand der Neurologischen Abteilung des Kaiser-Franz-Josef Spitals sowie später Vorstand der II. Neurologischen Abteilung des Krankenhauses Rosenhügel. Von 1993 bis 2007 war Dr. Mamoli Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Epilepsie. Seit 2007 ist er Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie. Sein Forschungsschwerpunkt liegt vor allem im Bereich der Elektrophysiologie des peripheren Nervensystems und insbesondere der Elektromyographie, wobei eine Studien im Zusammenhang mit Regenerationsvorgängen nach chirurgischen Nerven- und Muskeltransplantationen hervorzuheben sind. Seine Technik hinsichtlich Klebung von Nervenanastamosen mittels Gerinnungssubstanzen findet heute weltweit Anwendung.
Auch Professor Hans Werner Scheidl ist ab heute Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Der namhafte Journalist und Autor begann seine Karriere 1965 als Volontär bei der Tageszeitung "Die Presse". Durch seine fundierte Innenberichterstattung über Jahre hinweg hat er wesentlich zum Politik- und Staatsverständnis beigetragen. Nach Aufbau den neuen "Wien-Journals" produzierten täglich neun Redakteure unter seiner Leitung drei bis vier großformatige Wien-Seiten. Mit großer Leidenschaft ist er auch Vortragender vor der alljährlichen "Presse"-Lehrredaktion. Seit 1999 widmet sich Hans Werner Scheidl der Zeitgeschichte: er trägt die redaktionelle Verantwortung für den Preis "Austria - Die Österreicher des Jahres"; 2005 war er Gesamtkoordinator der Serie "Österreich im `Presse´-Spiegel 1955 - 2005" und arbeitete am Projekt "Haus der Geschichte" mit; seit 2006 ist er Autor der wöchentlichen Zeitgeschichte-Serie im Feuilleton "Die Welt bis gestern". Mit seinem Buch "Die Monarchen der Republik - zehn legendäre Landeshauptleute im Porträt" und weiteren Werke trägt Professor Scheidl zu Geschichtsverständnis und Gegenwartsverantwortung sowie der Vorbereitung auf Zukunftsaufgaben gleichermaßen bei.
Ernst Eugen Fabrizy verleiht der Wissenschaftsminister den Berufstitel Professor. Fabrizy zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten im Bereich der Strafrechtspraxis und der strafrechtswissenschaftlichen Autorenschaft. Er ist seit vielen Jahren Mitglied der Prüfungskommission für die Richteramts-, Rechtsanwalts- und Notariatsprüfung. Neben seinem Engagement im Rahmen der Internationalen Strafrechtsgesellschaft schafft es Fabrizy, die von der Rechtssprechung entwickelten Ergebnisse unter Berücksichtigung der wichtigsten Auffassungen der Literatur komprimierend so aufzuarbeiten, dass sie in der Alltagspraxis sinnvoll genutzt werden können. Seit 2004 ist er im übrigen Alleinherausgeber des Kommentars zur Strafprozessordnung samt Berücksichtigung des Strafprozessreformgesetzes und deren Begleitgesetze, heute der wichtigste Arbeitsbehelf für jeden Strafrechtspraktiker. Fabrizys Werke werden nicht nur in der rechtswissenschaftlichen Literatur, sondern auch beim Obersten Gerichtshof laufend zitiert.
Den Berufstitel Professor darf ab heute auch Raimund Saam führen. Sein besonderes Engagement als niedergelassener praktischer Arzt gehört vor allem der Geriatrie sowie der Gesundheitsvorsorge im arbeitsmedizinischen Bereich. Ebenso widmet er sich der Koordination von schulmedizinischen Ansätzen mit alternativmedizinischen Methoden. Seit Beginn seiner Berufslaufbahn beschäftigt sich Saam auch mit verkehrsmedizinischen Fragestellungen in der ärztlichen Kraftfahrvereinigung. Sein Lösungsansatz ist interdisziplinär und umfasst internistische, genderspezifische, psychologische, unfallchirurgische und die orthopädische Medizin, was wiederum bei der Entwicklung von Sicherheitsgurten und Airbags entscheidend ist. In seiner Forschungsarbeit widmet er sich außerdem den Auswirkungen von Medikamenten, Drogen und Alkohol auf die Verkehrssicherheit. Hervorzuheben ist jedenfalls auch seine Leistung am Aufbau des Euro-Notrufsystems des ÖAMTC. Darüber hinaus hat Saam ein Rettungshubschrauber-System initiiert, den Christophorus-Hubschrauber. (red)